1 | Klavierabend


Philosophische Betrachtungen  am Klavier

Text von: Okka Mallek
Hannover, 30.01. 2011

Mit dem ersten Konzert dieses Jahres hat die Chopin-Gesellschaft bereits einen großen Erfolg erzielt. In der Aula der Tellkampfschule spielte der 1979 in Rumänien geborene Pianist Herbert Schuch ein in jeder Hinsicht anspruchsvolles Klavierprogramm. Schuch ist bereits als Preisträger aus internationalen Wettbewerben hervorgegangen und als Solist und Kammermusiker  auf großen Podien zu hören. Mit einem intelligent konzipierten Programm präsentierte er sich nun den hannoverschen Mitgliedern und Freunden der Chopin-Gesellschaft.

Zu Beginn erklangen von Helmut Lachenmann fünf Variationen über ein Thema von Schubert. Virtuose Passagen, perlende Läufe und atonale Harmonik ließen immer wieder den Schubertschen Geist, den großen Melodiker und Liedkomponisten erkennen und  wie aus einem Guss schmiedete Schuch fünf originale Tänze von Schubert an dieses zeitgenössische Variationswerk. Auch Schumanns Papillons op. 2 mit ihrer beschwingten tänzerischen Leichtigkeit fügten sich nahtlos an diese beiden unterschiedlichen und dennoch eine Einheit bildenden Werke ein.

Abgesehen von seiner enormen Technik, klanglichen Bandbreite und einer charismatischen Ausstrahlung bewies Schuch  großes Verständnis für den inneren Gehalt der Musik, wie er auch in Schumanns sechs Intermezzi op. 4 bezeugte. Die literarischen Vorlagen der Klavierwerke Schumanns und ihre pianistische Ausführung bildeten eine Konformität, wie sie nur selten gelingt.  

Beethovens letzte, zweisätzige Klaviersonate Nr. 32 op. 111 in c-Moll ist ohne Zweifel ein Höhepunkt des gesamten Klavierschaffens und hat immer wieder Musikwissenschaftler, Künstler und Philosophen beschäftigt. Hier offenbart sich ein genialer Geist  und hinterlässt ein Dokument des Abschieds. Schuch hat die sphärischen Klänge, die besonders den zweiten Satz, die Arietta mit Variationen, charakterisieren, vortrefflich eingefangen. Der Hörer wurde Zeuge einer beredten Tonsprache, denn hier wurde Musik wirklich zur Sprache und die ewige Frage, warum es keinen dritten Satz gibt, könnte vielleicht auch damit beantwortet werden „was soll denn danach noch kommen?“ 

Als Zugabe entschied Schuch sich für Beethovens Bagatelle op. 126, Nr. 5. Ebenfalls ein Beispiel für den Spätstil des Meisters.   

Viel Beifall für einen großartigen Künstler!

Programm 

Helmut LachenmannVariationen über ein Thema von Franz Schubert
Franz Schubert5 Tänze
Robert SchumannPapillons, op.2
Intermezzi, op.4
Ludwig van BeethovenSonate C-Moll op.111