2 | Drei Sonderkonzerte


Junge Musiktalente begeistern im Hardenbergschen Haus

Text von: Okka Mallek
Hannover, 06.03.2011 

Dreimal war das Hardenbergsche Haus in Herrenhausen ausverkauft, als die hannoversche Chopin-Gesellschaft dort an nur einem Wochenende drei Konzerte mit hochtalentierten jungen Künstlern veranstaltete. Der Speisesaal des in barocker Pracht glänzenden Hauses war ein würdevoller Rahmen für einen Kunstgenuss der Spitzenklasse. 

Drei Pianistinnen, zwei Sängerinnen und ein Sänger waren es, die das Publikum mit einer vielfältigen und anspruchsvollen Programmauswahl begeisterten. Die Kooperation der Chopin-Gesellschaft mit der Hamel-Stiftung erwies sich als großer Glücksfall, denn alle drei Gesangssolisten sind Stipendiaten dieser renommierten Stiftung, die sich der Förderung junger Gesangstalente widmet. 

Die ungarische Sopranistin Júlia Bányai erreichte mit Liszts Vertonung des Goethetextes Freudvoll und leidvoll und des bekannten Heinetextes Loreley auf Anhieb die Herzen des Publikums. Gesangstechnisch und stilistisch einwandfrei und überzeugend wirkte sie auch als Papagena, als Susanna in Figaros Hochzeit und als Zerlina in der berühmten Arie La ci darem la mano aus Don Giovanni im Duett mit dem Bariton Samuel Hasselhorn, der, erst 20-jährig, bereits über eine enorme Stimmkraft verfügt und auch als sensibler Liedgestalter Wolfs Storchenbotschaft, Schumanns Belsazar  und die zugegebene Widmung mit warmem Tembre interpretierte. 
Die 19-jährige Sopranistin Iva Martincevic konnte sich neben ihren Gesangskollegen mit der Darbietung von Rossinis Di piacer mi balza il cor und Bizets Me voila seule dans la nuit und auch mit zwei aparten Liedern von Chopin/Viadot sehr gut behaupten. Eine Stimme mit Strahlkraft und Koloraturfähigkeit zeichnet diese junge Sängerin aus. 

Die Konzeption dieses Konzertwochenendes sah vor, dass die Gesangssolisten von drei Pianistinnen begleitet wurden, die außerdem mit einem umfangreichen solistischen Programm auftraten. Den ersten Konzertabend bestritt die aus der Ukraine stammende Marina Baranowa. Kraftvoll, nuancenreich und klangschön interpretierte sie Schumanns Abegg-Variationen, die Phantasiebilder des  Faschingsschwank, die Paganini-Variationen von Brahms und mit viel Esprit das Spinnerlied aus Wagners   Der fliegende Holländer in der transkribierten Fassung von Liszt sowie Albéniz Beschwörung und Louis Moreau Gottschalks Souvenir d´Ándalousie. Marina Baranowa ist eine außergewöhnliche Pianistin mit brillanter Technik und der Fähigkeit, alle Effekte der Musik bis aufs Äußerste auszureizen. 

Maria Mazo, eine erfahrene Pianistin und Kammermusikerin leitete den zweiten Konzertabschnitt, die Matinee am Sonntagmorgen, mit zarten Klängen ein. Zwei Lieder ohne Worte und eine Etüde von Mendelssohn sowie fünf Préludes von Chopin präsentierte sie mit viel Eleganz und Leichtigkeit. Sehr überzeugend auch ihre Mozartinterpretation. Die Sonate F-Dur KV 332 funkelte und strahlte schnörkellos und klar konturiert. Virtuoses Talent bewies die Künstlerin in Stravinskys Feuervogel-Suite, hier herrschten rhythmische Energie und perlende Läufe.

Esther Park war vor zwei Jahren Preisträgerin des internationalen Klavierwettbewerbs der Chopin-Gesellschaft und es war für viele eine Freude, diese hochtalentierte Pianistin im Abschlusskonzert wieder zu erleben. Eine Künstlerin der Superlative, so könnte diese kraftvolle junge Koreanerin beschrieben werden. Liszts Rigoletto-Paraphrase und Reminiscence de Don Juan scheinen ihr im Blut und in den flinken Fingern zu liegen. Mit atemberaubenden Tempi, zupackend doch niemals ruppig faszinierte sie mit diesen grandiosen Kompositionen ebenso wie in den zwei Beethoven-Sonaten Op. 27. 

Alle Künstler wurden mit herzlichem Applaus bedacht. 

Maria Mazo 

hatte ihr Debüt mit dem Moskauer Kammerorchester mit Mozarts Klavierkonzert KV 414 im Alter von neun Jahren. Seitdem trat sie in ganz Europa und Israel auf, unter anderem in London, Mailand, Moskau, Paris und Tel Aviv. Mit dreizehn Jahren war sie die jüngste Teilnehmerin und Preisträgerin beim internationalen Wettbewerb für junge Pianisten Arthur Rubinstein in memoriam (Polen). Nun gehört sie zu den viel versprechenden Künstlern ihrer Generation, mit vielseitigem Repertoire, das auch Werke wie Beethovens Hammerklavier-Sonate und 17 Klavierkonzerte umfasst. Sie unterrichtet an HMTMH in Hannover als Lehrbeauftragte.

Marina Baranova 

wurde in der Ukraine geboren. Bereits im Alter von elf Jahren gewann sie den 1. Preis beim nationalen Wettbewerb der Jugend in der Ukraine, dem sich eine Konzerttournee durch Finnland anschloss. Ihre künstlerische Ausbildung hat sie bei Prof. W. Krajnev an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover mit Auszeichnung abgeschlossen. Bei internationalen Wettbewerben wurde sie vielfach ausgezeichnet. Bei der junge Pianistin vereinen sich tiefe Virtuosität, Leidenschaft und die Liebe zu musikalischen Herausforderungen mit atemberaubender und großer technischer Leichtigkeit. Mit ihren ergreifenden, fast poetischen Interpretationen begeistert sie nicht nur den anspruchsvollen Profi, sondern zieht Musikliebhaber jeder Couleur in ihren Bann.

Esther Park 

wurde 1984 in Pusan, Südkorea, geboren und zog im Alter von elf Jahren nach New York, wo sie an der Juilliard School aufgenommen wurde. Dort absolvierte sie ihr Bachelors und Masters Diplom, bevor sie zur Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover nach Hannover kam, wo sie bei Prof. Bernd Goetzke studiert. 2009 gewann sie den geteilten 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb der Chopin-Gesellschaft Hannover und den „Prix Amadeo“ in Aachen. Bereits davor hatte sie zahlreiche internationale Preise gewonnen. Sie ist als Solistin und zusammen mit Orchestern in den USA, Asien und Europa aufgetreten, so mit dem Corpus Christi Symphony Orchestra, Filharmonia Pomorska in Polen, Shanghai Philharmonic Orchestra, der American Academy of Conducting Orchestra in Aspen, der Juilliard Symphony und der New Jersey Symphony.

Samuel Hasselhorn 

wurde 1990 in Göttingen geboren und erhielt seinen ersten Gesangsunterricht bei Gritt Raabe. Er ist Bundespreisträger bei „Jugend Musiziert“ in der Kategorie „Gesang Solo“. Samuel studiert seit Oktober 2008 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover Operngesang bei Prof. Marina Sandel. Seit Oktober 2009 ist er zusätzlich in der Liedklasse bei Prof. Jan-Philip Schulze. Ab Oktober 2010 studiert Samuel auch Gesangspädagogik bei Prof. Marina Sandel und Prof. Sabine Ritterbusch in Hannover. Er ist Stipendiat der Walter und Charlotte Hamel-Stiftung und ist Preisträger des Bundeswettbewerbs Gesang 2010 in Berlin. Samuel erhielt zudem einen Förderpreis der Paul Lincke Gesellschaft. Meisterkurse belegte er bei Helen Donath, Annette Dasch, Hakan Hagegard und Prof. Anne Le Bozec. Weitere musikalische Impulse erhielt er von Prof. Jörg Straube, Prof. Carol Richardson und Ralf Popken.

Júlia Bányai 

wurde 1983 in Pécs in Ungarn geboren und studiert seit 1997 Sologesang, zunächst in Ungarn und seit 2006 bei Prof. Margit Klaushofer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit 2010 absolviert sie dort ein Masterstudium Lied & Oratorium bei Prof. Robert Holl und bei Prof. Matthias Lademann. Júlia Bányai hat bereits zahlreiche bedeutende internationale Wettbewerbe gewonnen und renommierte Meisterkurse in den Niederlanden, Österreich und Ungarn absolviert. Sie ist Stipendiatin der Stiftung Dr. Robert und Lina Thyll-Dürr, Schweiz und der Walter und Charlotte Hamel Stiftung.

Iva Martincevic, Sopran

wurde 1991 in Kroatien geboren. Schon als Kind beschäftigte sie sich mit der Musik. Zunächst sang sie im Kinderchor danach kam das Klavierspiel hinzu. In einem Musikgymnasium studierte sie Sologesang und nahm an vielen Wettbewerben teil. 2008 gewann sie in der Slowakei den 1. Preis im internationalen Gesangswettbewerb ‚Iuventus Canti‘. Seit 2008 studiert sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Prof. Gabriele Lechner. Im Mai 2010 gewann sie ein Stipendium der „Walter und Charlotte Hamel Stiftung“ in Hannover.