8 | Klavierabend


Das achte Konzert der Chopin Gesellschaft in dieser Saison wurde – wie im Vorjahr – als Benefizkonzert im Rahmen der HAZ-Weihnachtshilfe wiederholt und fand so am 2. Dezember in der HANNOVER Rückversicherung und am 4. Dezember 2011 im Sprengel Museum statt.

Yeol Eum Son spielt Liszt für die HAZ-Weihnachtshilfe

HAZ vom 05.12.2011

Es ist ein ganzer Liszt-Abend, den die Chopin-Gesellschaft der Weihnachtshilfe der HAZ geschenkt hat – und mit Yeol Eum Son spielte eine Pianistin, die das Staunen nahelegt. Und auch das Jubeln.

Painistin Yeol Eum Son im Sprengel Museum.

© Martin Steiner

Hannover. Wer sich im Vortragssaal des Sprengel Museums so gesetzt hat, dass er direkten Tasteneinblick hat, kann sich freuen. Trotzdem muss man auch bei so komfortablen Sichtverhältnissen bisweilen sehr genau hinschauen, um die dahinfliegenden Finger überhaupt noch wahrnehmen zu können. Ja, das ist mal wieder einer dieser Abende, an denen man das ganz naive Staunen über musikalische Virtuosität wieder lernen kann, an denen einem der Atem stockt, weil Finger solche Kunststücke vollbringen können und das klangliche Ergebnis zugleich so aufwühlt.

Die Finger gehören zu Yeol Eum Son, von der das Programmheft gewohnt vollmundig behauptet, sie sei „eine der talentiertesten Pianistinnen ihrer Generation“. Das ist offenkundig aber sehr viel mehr als eine Phrase, wie die 1986 geborene Südkoreanerin spätestens mit der Liszt-Bearbeitung von Gounods Faust-Walzer beweist. Hier wechselt sie in tollkühnen Kontrasten zwischen stampfender Tanzparodie und gewitzter Ironie, zwischen feinster Lyrik und gewittrigem Eifer hin und her, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.

Es ist ein ganzer Liszt-Abend, den die Chopin-Gesellschaft der Weihnachtshilfe der HAZ geschenkt hat – ein großes Album rauschhafter Extreme. Schließlich ist Liszt nun ein 200-Jähriger, was Moderator Erwin Schütterle, Initiator der Kanapee-Konzerte, zu der Bemerkung veranlasst: „Ganz schönes Alter, aber nicht mal doppelt so alt wie Jopie Heesters.“ Es wird gelacht, und das ist gut so, denn ansonsten herrscht über zwei Stunden lang anhaltende Hochspannung. Yeol Eum Son, die zurzeit an der Musikhochschule Hannover studiert, viele Wettbewerbe gewonnen und 2009 bei der renommierten Van Cliburn Competition in Texas einen zweiten Preis errungen hat, wirft sich mit Feuereifer in zahlreiche von Liszts Transkriptionen: weich, warm und hypnotisch in Bachs Präludium und Fuge a-Moll, mit garstiger Schärfe in den „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saëns.

Und schließlich zeigt sie den ganz großen Atem und ausgereifte interpretatorische Abstufungskunst mit Liszts komplizierter Sonate h-Moll. Hier wandelt sich die flinke Farbenzauberei, das Auskosten agilster Effekte in eine brodelnde, bisweilen verstörend drängende Seelenerkundung. Es ist ein großer Abend, der das Staunen nahelegt. Und dann, natürlich, auch das Jubeln.

Yeol Eum Son 

aus Südkorea begann im Alter von dreieinhalb Jahren mit dem Klavierspiel. Als Zwölfjährige begann sie ihr Studium beim Pianisten Kim Dae-jin und als Sechzehnjährige ging sie an die Korean National University of the Arts, um dort ihre Studien fortzusetzen.

2002 war sie die jüngste erste Preisträgerin beim Viotti Internationalem Musikwettbewerb, Vercelli, Italien. 2000 gewann sie den Klavierwettbewerb in Ettlingen, ein Jahr zuvor den Piano Competition in Ohio, USA, und war 1997 die jüngste Preisträgerin des Tschaikowsky-Klavierwettbewerbs in St. Petersburg. Yeol Eum Son gewann weiterhin erste Preise beim Klavierwettbewerb Hamamatsu, Japan, und bei der Kissinger Klavierolympiade im Jahre 2008. Im laufenden Jahr war sie Zweitplazierte im Internationalen Tschaikovsky Wettbewerb in Moskau.

Ihren wohl größten Erfolg errang Yeol Eum Son im Jahr 2009 mit der Silver Medal beim 13. Internationalen Van Cliburn Piano Competition, Fort Worth, Texas, der ihr nicht nur größtmögliche internationale Aufmerksamkeit sicherte, sondern auch eine drei Jahre währende Konzerttour durch die USA mit Orchesterkonzerten und Rezitals in den bekanntesten Musikmetropolen.

Für ihre außergewöhnliche künstlerische Leistung bei der Interpretation des Brahms Klavier-Quintetts mit dem Takács Quartet bei der Cliburn Semifinal-Runde wurde die Pianistin mit der Steven De Groote Memorial Award für die beste Kammermusikaufführung ausgezeichnet.

Yeol Eum Son spielte im Jahr 2007 das Willkommenskonzert für den neuen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in der UN in New York. Sie konzertierte mit internatioal renommierten Orchestern, u.a. mit dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Warschauer Philharmonischen Orchester, dem Baden-Baden Sinfonieorchester, den Virtuosi di Kuhmo, dem Tel Aviv Soloist Ensemble und fast allen großen Orchestern ihres Heimatlandes. Yeol Eum Son vervollkommnet derzeit ihre Studien bei Prof. Arie Vardi, Hochschule für Musik, Theater, und Medien Hannover.

Programm

Franz Liszt (1811-1886) anläßlich des 200. Geburtstages.

J.S. Bach (1685-1750) / Fr. Liszt
Präludium und Fuge a- Moll BWV 543

Franz Schubert (1797-1828 / Fr. Liszt
Ave Maria (Liedtranskription)

Charles Gounod (1818-1893) / Fr. Liszt 
Valse de l’opéra Faust  

Camille Saint-Saëns (1835-1921) / Fr. Liszt
Danse macabre 

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809– 1847) / Fr. Liszt
Hochzeitsmarsch und Elfenreigen aus  
„Sommernachtstraum“

L.v. Beethoven (1770-1827) / Fr.-Liszt
Symphony No. 9 „Choral“, op. 125
IV. Presto