1 | Klavierabend

Sophie Pacini, Klavier | SOLVAY GmbH

Warme Klavierklänge im eiskalten Hannover

Okka Mallek
Hannover, 26.01.2013

Für das erste Konzert des neuen Jahres lud die Chopin-Gesellschaft Hannover die junge Pianistin Sophie Pacini ein, im Foyer der Firma Solvay GmbH einen Klavierabend zu geben. Trotz des frostigen Winterwetters machten sich zahlreiche Mitglieder und Freunde der Chopin-Gesellschaft auf den Weg, um hochromantischen Klavierklängen zu lauschen. Und es hatte sich gelohnt, denn Sophie Pacini überzeugte vom ersten bis zum letzten Ton mit frappierender Technik und klangvollem Spiel. Pacini studiert derzeit an der Musikhochschule München, zuvor war sie Jungstudentin im Hochbegabteninstitut des Salzburger Mozarteums. Mit virtuosen und immens anspruchsvollen Werken von Schumann, Chopin und Liszt präsentierte sich die Künstlerin nun mit großem Erfolg erstmals in der Chopin-Gesellschaft.

In Schumanns Sechs Intermezzi Op.4, mit denen Pacini den Abend einleitete, kristallisierte sie die charakteristischen Merkmale der einzelnen Werke eindrucksvoll heraus. Von leidenschaftlicher Bewegtheit bis zu anrührender Innigkeit gestaltete sie jede Phrase dieser anspruchsvollen und in ihrer Komplexität nicht leicht verständlichen Stücke.

Mit Chopins Polonaise-Fantaisie sowie dem Scherzo Nr.2 setzte sie ihr Programm fort. Heroischer Gestus, gepaart mit romantischer Melancholie gibt der Polonaise-Fantaisie ihren besonderen Reiz. Pacini gestaltete die lange Einleitung des Stückes mit den unheilvoll erscheinenden Akkordaufgängen sehr spannungsreich und ergreifend, um dann den typischen strengen Polonaisenrhythmus mit seinem dramatischen und mahnenden Hauptmotiv konsequent und überzeugend zu präsentieren. Begeisterung entfachte die Künstlerin ebenso durch ihre Interpretation des Scherzo b-Moll. Ihr ausgeprägtes Formgefühl und eine klare rhythmische Strukturiertheit gaben ihrem Spiel eine Großartigkeit, die von solch jungen Musikern nicht immer erreicht wird. 

Besonders in der h-Moll Sonate von Liszt, die nach der Pause erklang und wohl zu den weitaus anspruchsvollsten Werken der gesamten Klavierliteratur zählt, konnte Sophie Pacini ihre hervorragenden pianistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Mit makelloser Technik und brillanter Tongebung gestaltete sie nuancenreich und klar konturiert. Leidenschaftlich, wild und zupackend, dann wieder zart und innig ging die Künstlerin an dieses monumentale einsätzige Werk heran, wobei die groß angelegte Architektur des Klanggebäudes in jedem Moment deutlich hörbar war. Mit Saint-Saens Allegro appassionato Op.70 bedankte sich die Pianistin für den herzlichen Applaus. 

Sophie Pacini

wurde 1991 in München geboren. Zum Klavierspiel kam sie relativ spät – mit 6 Jahren, doch schon bald wurde ihre fulminante Begabung erkannt: 2000 Konzertdebüt mit Haydns Klavierkonzert D-dur, 2002 Jungstudentin am Mozarteum Salzburg bei Karl-Heinz Kämmerling, 2004 wird sie in das Hochbegabteninstitut des Mozarteums aufgenommen. Seit 2007 studiert sie dort in der Meisterklasse von Pavel Gililov. Parallel dazu beginnt sie 2009 das reguläre Hochschulstudium im Konzertfach Klavier, das sie 2011 abschließt. Die Karriere der jungen Künstlerin zeichnet sich bereits durch zahlreiche Preise aus: 2005 gewinnt sie den Grotrian Steinweg Wettbewerb, 2009 als jüngste Teilnehmerin den großen Stipendiumswettbewerb der Österreichischen Universitäten. 2011 wurde sie mit dem Prix Groupe Edmond de Rothschild bei den Sommets Musicaux in Gstaad sowie dem Förderpreis Deutschlandfunk beim Musikfest Bremen ausgezeichnet, beide verbunden mit einer CD-Produktion. 

Martha Argerich attestierte Sophie Pacini „Du erinnerst mich sehr an mich selbst!“ – eine hohe Auszeichnung von einer der wohl herausragendsten Pianistinnen unserer Zeit. Kann eine junge Pianistin von mehr träumen?

Programm 

R. Schumann Intermezzi Op.4
Frédéric ChopinPolonaise Fantaisie As-Dur Op.61
Scherzo Nr.2 b-Moll Op.31
Franz Liszt Sonate h-Moll