3 | Klavierabend

Bejamin Grosvenor, Klavier | Nord/LB Hannover


Mathematische Logik, architektonische Transparenz und musikalische Empfindsamkeit.

Die Personalunion zwischen dem deutschen und englischen Thron von 1714 war wohl für die hannoversche Chopin-Gesellschaft der Anlass, einen englischen Künstler im beeindruckenden Glaspalast der Nord/LB, in dem auch das britische Honorarkonsulat seinen Sitz hat, für ein Konzert einzuladen. Diese Idee erwies sich als Glücksfall, denn Benjamin Grosvenor, ein junger, dynamischer und hochtalentierter Künstler, beeindruckte mit einem außergewöhnlichen Konzertprogramm zahlreich erschienene Zuhörer. Der in London studierende Grosvenor gewann bereits als Zehnjähriger anspruchsvolle Klavierwettbewerbe und wurde 2012 mit dem „Queen’s Award of Excellence“ als bester Student des Jahres ausgezeichnet.

Wie Frau Ulrike Brouzi, Vorstandsmitglied der Nord/LB, in ihren Grußworten erwähnte, gehören mathematische Logik und Musik unmittelbar zusammen. Sie bezog ihre Aussage auf den in Hannover wirkenden Philosophen und Mathematiker Johann Gottfried Leibniz, der in der Musik eine „versteckte mathematische Tätigkeit der Seele“ sah. Grosvenor gelang die Gratwanderung zwischen mathematischer Genauigkeit und musikalischer Empfindsamkeit. Besonders in Schumanns Humoreske Op. 20, dem groß angelegten Werk, das in sieben ineinander übergehenden Teilen mit „sehr rasch und leicht“ oder „einfach und zart“ und zum Schluss „mit einigem Pomp“ überschrieben ist, machte der Künstler architektonische Transparenz deutlich und vereinte technische Perfektion mit musikalischer Empfindsamkeit. In Mendelssohns Andante und Rondo capriccioso und in Schuberts anmutigem Ges-Dur Impromptu Op. 90 waren Klangweite und perlende Gleichmäßigkeit oberstes Prinzip. 

Kompositionen des spanischen Komponist Frederico Mompou werden eher selten aufgeführt, obwohl es sich bei diesen zauberhaften Miniaturen, die Mompou bevorzugte, um wahre Preziozen handelt, in denen der Einfluss französischer Impressionisten unüberhörbar ist. Das Werk  Paisajes  ist eine Landschaftsbeschreibung, die Benjamin Grosvenor mit filigraner und zarter Klangmalerei eindrucksvoll hörbar machte. Seine außerordentliche Fingerfertigkeit, gepaart mit einem Gespür für den Stimmungsgehalt der Musik machte seine Interpretation zu einem spannenden Erlebnis.
Auch Nikolai Medtners Werke werden nicht oft gespielt, obwohl sie von großer Bedeutung sind und nicht zufällig gilt Medtner als der „russische Brahms“. Seine Kompositionen sind oft von überladener Klangfülle und Schwermut. Grosvenor gelang es, zwei Märchen aus Op. 51 und 14 mit Leichtigkeit zu veranschaulichen. Hier wich jede Schwermut einer jugendlichen Anmut. 

Nach Ravels elegantem Valse nobles et sentimentales und des imposanten von Liszt transkribierten Faust-Walzers aus Gounods gleichnamiger Oper erntete Grosvenor spontane Bravorufe, wofür er sich mit zwei Zugaben bedankte. 

Okka Mallek
Hannover, 17.03.2014

Benjamin Grosvenor

Der junge britische Pianist Benjamin Grosvenor ist eines der vielversprechendsten Talente seiner Generation. Er wurde am 8. Juli 1992 geboren und begann im Alter von sechs Jahren unter der Anleitung seiner Mutter, einer Klavierlehrerin, mit dem Klavierspiel. 

Benjamin Grosvenor studierte dann an der Royal Academy of Music in London. Bereits mit elf Jahren machte er in der Musikwelt von sich reden, als er nach Erfolgen bei vier kleineren Wettbewerben auch den von der BBC veranstalteten Young Musician of the Year Award 2004 erhielt. Seitdem hat Benjamin Grosvenor eine ruhig und kontinuierlich voranschreitende Entwicklung genommen und ist vom pianistischen Wunderkind zum ernst zu nehmenden Künstler gereift. 

Er hat inzwischen mit dem London Symphony Orchestra, dem New York Philharmonic, dem Royal Philharmonic Orchestra und anderen bekannten Orchestern konzertiert und hat dabei mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Semyon Bychkov und Vladimir Jurowski zusammengearbeitet. Benjamin Grosvenor gibt regelmäßig Klavierabende in den prominentesten Konzertsälen. In Berlin war er nach seinem Debüt im vergangenen Jahr auch im April 2013 mit einem Recital im Konzerthaus zu hören. 

Seit 2011 hat Benjamin Grosvenor bei einem international renommierten Klassiklabel zwei CDs mit Werken von Chopin bis George Gershwin eingespielt, die von der Kritik mit Begeisterung aufgenommen worden sind. 2012 machte er seinen Abschluss an der Royal Academy of Music, wo er mit der ‚Queens comendation for excellence‘ ausgezeichnet wurde. Benjamin hatte unter anderem schon Unterricht bei Leif Ove Andsens, Arnaldo Cohen, Christopher Elton und Stephen Hough.

Programm

MendelssohnAndante & Rondo capriccioso Op.14 
SchubertImpromptu Ges Dur Op.90 Nr.3 
SchumannHumoreske Op.20
MompouPaisajes (tbc)
Medtner2 Märchen Op.51 Nr.3 and Op.14 Nr.2
RavelValses nobles et sentimentales
Gounod / LisztValse de Faust