7 | „Von fremden Ländern und Menschen“

Klavierschüler von Prof. Goetzke | Orangerie Herrenhausen


Einblicke in eine Klavierklasse 

 „Von fremden Ländern und Menschen“ heißt nicht nur das erste Stück aus Robert Schumanns Kinderszenen, sondern unter diesem Motto stand auch ein Konzert der hannoverschen Chopingesellschaft, das diese in Zusammenarbeit mit der KPMG  in der Orangerie Herrenhausen veranstaltete. Die Förderung junger Pianisten ist das vorrangige Anliegen der Chopingesellschaft und mit dem neuen Konzept, gleich mehrere Studenten einer Klavierklasse vorzustellen, ist sie erfolgreich gestartet. 

Zehn junge Pianistinnen und Pianisten unterschiedlichen Alters und, wie der Titel bereits verrät, aus verschiedenen Ländern, präsentierten sich mit Höchstleistungen und einem anspruchsvollen Programm. 
Alle Student(inn)en studieren in der Klavierklasse von Professor Bernd Goetzke an der Musikhochschule Hannover, und das Publikum konnte einen interessanten Einblick in die Komplexität und Intensität einer sehr spezifischen und intensiven Arbeit zwischen Lehrer und Schüler gewinnen. Wie Professor Goetzke in seinen Einleitungsworten erläuterte, sind alle Studierenden hochmotiviert, sich auf dem Podium zu präsentieren. Mit Feuereifer und Beharrlichkeit wird gearbeitet und bei wöchentlichen Klassenstunden die Bühnenerfahrung erprobt.

Es waren alle Ausbildungsetappen vertreten, vom Bachelor bis zur Soloklasse. Der jüngste Teilnehmer studiert noch in der Vorklasse des Institutes zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter und leitete mit Schumanns erstem Stück aus den Kinderszenen das Konzert ein und wurde somit dem Motto des Abends gerecht. Danach gab es mit geschmeidiger Tongebung Beethovens F-Dur Sonate Op. 54 und eine sensationelle Interpretation von Brahms’ Paganinivariationen. Ganz entrückt kam Ligetis Etüde „Arc-en-Ciel“ daher, man sah förmlich den schillernden Regenbogen. Rhythmisch pulsierend blitzten und funkelten drei argentinische Tänze von Ginastera und elegant und mit sichtbarer Hingabe wurde Schumanns Toccata C-Dur geradezu zelebriert. 

Mit Skrjabins Sonate Nr. 5 in Fis-Dur wurde der Zuhörer in eine mystische Klangwelt entrückt. Der ewige Dualismus zwischen Gut und Böse und Skrjabins Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte spiegeln sich in seinen Sonaten eindrucksvoll wider. Besonders diese fünfte, einsätzige Sonate mit ihrem Wechsel aus Signalmotiven und lyrischen Passagen markiert Skrjabins Schaffen in überzeugender Weise. Sie wurde sehr nuanciert und anschaulich interpretiert.

Debussys „Reflets dans l’eau“ aus dem ersten Buch „Images“ löste mit impressionistischer Klangmalerei die Schwermut der „Russischen Schule“ ab, und mit Babadjanians „Five pictures“ bekam der Zuhörer einen interessanten Einblick in die Vielfalt der Klavierliteratur. 

Zum Abschluss des Abends fand die musikalische Reise einen weiteren glanzvollen Höhepunkt mit dem Marsch und Scherzo von Franz Liszt.  

Ein wohlverdienter und herzlicher Applaus brachte die jungen Virtuosen mit ihrem Lehrer nochmals auf das Podium, und es war nicht zu übersehen, dass  ein engagierter Professor nicht ausschließlich Lehrender, sondern auch Wegbegleiter und Freund in einer wichtigen Lebensphase für junge Musiker ist. 

Okka Mallek
Hannover, 19.10. 2014

Die Teilnehmer:

Schüler aus der Klavierklasse von Prof. Goetzke

Florian Albrecht (Deutschland, VIFF)
Chia-Chen Chiang (Taiwan)
Sarah Soyeon Kim (Korea) 
Narmin Najafli (Aserbeidschan)
Sae-Nal Kim (Korea)
Raúl da Costa (Portugal) 
Ingmar Lazar (Frankreich) 
Séverine Jung Eung Kim (Südkorea)
Rosalind Phang (Malaysia)
Elisabeth Brauß (Deutschland)