2 | Kammermusikabend

"East meets West" - In Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Korea

Deutsche und Südkoreanische Künstler bieten ein abwechslungsreiches Programm

„East meets West“ – oder „die Musik als universelle Sprache“

Zu einem außergewöhnlichen Kammermusikabend lud die Chopin-Gesellschaft Hannover, in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Korea und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, in den Jacoby-Saal der Musikhochschule ein. 

„East meets West“ lautete das Thema des Abends. Obwohl die Musikhochschule seit je Student/innen aus unterschiedlichen Nationen ausbildet, galt dieser Abend speziell einer koreanisch/deutschen Verbindung. Der Saal war gut gefüllt mit Gästen aus Korea und Mitgliedern und Freunden der Chopin-Gesellschaft, sowie zahlreichen Musikliebhabern verschiedener Nationen.

Nach den Begrüßungsworten durch den Generalkonsul der Republik Korea und den Präsidentinnen der Chopin-Gesellschaft und der HMTMH gestalteten fast ausschließlich deutsche und koreanische Student/innen den Abend mit Kammermusik-und Solowerken unterschiedlicher Epochen.

Mit Haydns letztem und wohl berühmtesten Klavierwerk, den meisterhaften Variationen f-moll, brillierte Jung-Eun Séverine Kim ebenso wie mit Strawinskys Etüde op.7 Nr.4. Mit großer Präzision gelang der Künstlerin dieses kurze Feuerwerk mit seinen synkopierten Rhythmen in atemberaubendem Tempo.

Mit Strawinskys Divertimento in der Transkription für Violine und Klavier überzeugten die Geigerin Louise Katharina Wehr und die Pianistin Mariya Kim als gut eingespieltes Duo. Dieses beeindruckende Werk, ursprünglich ein Ballett, ist eine temperamentvolle Hommage an Tschaikowsky, dessen Lieder und Klavierstücke hier kunstvoll verarbeitet sind. Zarte Klänge entführten die Zuhörer in die Welt der deutschen Spätromantik mit Hugo Wolfs Vertonung des Gedichtes „Im Frühling“ von Eduard Mörike, einem der größten deutschen Lyriker. Mit warmem Tembre und klanglichen Farbnuancen leuchtete der Bariton Jaegyeong Jo diese Sehnsucht nach dem Frühling aus, wobei ihn sein Klavierpartner Daniel Rudolph einfühlsam begleitete. Das koreanische Lied „Berg“ des 1965 geborenen Komponisten Dong Su Shin geriet etwas in den Hintergrund nach dieser zarten „Sehnsuchtshymne“.

Yukyeong Ji wählte aus den 18 Etüden des ungarischen Komponisten György Ligeti die Nr. 16 und spielte sich damit warm für die Ballade f-moll von Fréderic Chopin. In dieser instrumentalen Erzählung wechseln die Stimmungen vom lyrischen Einleitungsmotiv bis zu poetischen, liedhaften Elementen und dramatischen Höhepunkten. Der Künstlerin gelang dieses großartige Klavierwerk mit technischer Bravour und musikalischem Geschmack.

Nicht enden wollender Applaus wurde dem Duo „MinneKlang“ zuteil. Mit der Sopranistin Sophia Körber und ihrem Partner, dem feinfühlig begleitenden Gitarristen Kihang Lee, erreichte der Abend einen glanzvollen Höhepunkt. Mit eindrucksvoller Schlichtheit und schlankem Ton interpretierte diese fabelhafte Sopranistin Schuberts „Ständchen“, auch als „leise flehen meine Lieder“ geläufig. Völlig unprätentiös gestaltete diese sympathische Künstlerin auch das koreanischen Volkslied „Ariang“ Eine Stimme, die man gern wieder hören möchte!

Mit Skriabins 5. Sonate ließ der Pianist Mario Häring aufhorchen. Diese einsätzige Sonate, quasi ein Poem in Tönen, beginnt mit einer geheimnisvollen Trillerfigur im Baß, die sich im Accelerando bis in die höchsten Lagen entlädt. Dem Künstler gelang eine nuancenreiche Darstellung.

Eine sehr berührende Komposition der 1945 geborenen koreanischen Komponistin Younghi Pagh-Paan beendete den Abend. Das Trio Stanislas Kim (Cello), Clara Plößner (Violine) und Ruschana Mubarakschoeva (Klavier) spielte das 2002 komponierte Werk „Silbersaiten“ und nahm von der anwesenden Komponistin großes Lob entgegen.

Ein komplexer Konzertabend mit beeindruckenden Leistungen und ein reich beschenktes Publikum war das Ergebnis dieser großartigen Veranstaltung.

Okka Mallek
Hannover, 21.02.2016 


Mario Häring (Klavier)

Geboren 1989 in Hannover, jedoch aufgewachsen in Berlin als Kind einer deutsch-japanischen Musikerfamilie. Mit drei Jahren erste Erfahrungen auf der Geige und am Klavier, mit fünf ersten Klavierunterricht. Noch vor dem Abitur Jungstudent bei Prof. Fabio Bidini in Berlin sowie bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling (1930-2012) an der HMTMH; dort auch bei ihm und bei Prof. Lars Vogt Bachelorstudium Klavier, seit 2014 im Masterstudiengang. Weitere musikalische Impulse durch Meisterkurse bei bekannten Pianisten. Mario wird gefördert als Stipendiat der Fürstentum Liechtenstein-Stiftung der Deutschen Stiftung Musikleben und der Dörken-Stiftung. Seit 1995 erlangte Mario 16 erste Preise als Solist und Kammermusiker bei Wettbewerben. 2003 war sein Orchesterdebüt mit den Berliner Philharmonikern. Er geht inzwischen einer regen Konzerttätigkeit nach in bedeutenden Konzertsälen sowie bei renommierten Festivals.

Yukyeong Ji (Klavier)

Geboren 1988 in Korea, studierte sie zunächst 2005-2007 an der Sunhwa Arts High School bei Prof. Youngbang Cho; 2011 erlangte sie den Bachelor-Grad an der Seoul National University bei Prof. Kwihyun Kim, um danach an die HMTMH zu Prof. Roland Krüger zu wechseln. 2013 wurde sie Stipendiatin von „Live Music Now“ Hannover. 2014 schloss sie den Masterstudiengang mit Auszeichnung ab, um danach mit dem Soloklasse-Studium zu beginnen. Yukyeong ist Preisträgerin u.a. des Bertold Hummel-Wettbewerbes, der Korean Liszt Competition 2013 und des Con-cours International d’Orleans 2014. Zahlreiche Meisterkurse bei bekannten Künstlern rundeten ihre Ausbildung ab. Yukyeong konzertierte als Solistin sowie als Kammermusikerin bei Veranstaltungen in Seoul, Hannover und Berlin.

Jaegyeong Jo (Bariton)

Geboren 1985 in Jinju/Korea. Von 2004-2011 Gesangstudium an der Universität Honam mit Bachelor-Abschluss. 2012-2014 Master-Studiengang an der HMTMH. Seit 2014 in der Soloklasse von Prof. Marina Sandel. Daneben 2014-2015 Ausbildung am Thüringer Opernstudio in Weimar. 2015 errang Jaegyeong den 1.Preis beim Competizione dell’Opera in Linz/Österreich, dem wohl größten Gesangswettbewerb der Welt. Zu seinen bisherigen Auftritten gehören die Bariton-Partien in den folgenden Opern: „Gianni Schichi“ von Puccini, „Il Barbiere di Sivilla“ von Rossini, „Rigoletto“ von Verdi (Gwangju Theater, Korea 2009, 2010, 2011); „Street Scene“ von Weill, „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Nicolai (HMTMH 2013, 2014); „La Bohème“ von Puccini (Bühnen der Stadt Gera/Altenburg, Opernfestival Burg Warberg 2014). 

Jung-Eun Séverine Kim (Klavier)

Geboren 1994 in Seoul, Südkorea. Mit fünf Jahren erster Klavierunterricht; ab 2003 Studentin bei Prof. Daejin Kim am Korean National Institute for the Gifted in Arts, ab 2011 bei Prof. Bernd Goetzke an der HMTMH. Seit 2002 verschiedenste Auszeichnungen und Preise bei renommierten Klavier-Wettbewerben, so 2015 auch in Hannover bei der Chopin-Gesellschaft. 2004 öffentliches Debüt als Solistin sowie Auftritte mit Kammermusikern und mit Orchester. Großen Erfolg hatte Jung-Eun mit ihren Klavierbeiträgen zum 150. Geburtstag von Claude Debussy an der HMTMH sowie auf Tournee durch Niedersachsen. Weiterhin spielte sie 2015 bei einem Messiaen-Festival in Hannover und errang den Konzertpreis, Kulturpreis und Chopin-Preis beim Deutschen Wettbewerb Polnischer Musik.

Mariya Kim (Klavier)

Geboren als Kind einer Musikerfamilie in Sevastopol (Ukraine), studierte sie zunächst in ihrer Heimatstadt in der Klavierklasse ihrer Mutter Prof. Tatiana Kim und ab 1998 an der HMTMH bei Prof. Vladimir Krainev. Mariya wurde mit Top Preisen bei 18 internationalen Klavier-Wettbewerben ausgezeichnet. Konzert-Engagements führten sie durch verschiedenste Länder, wie die Ukraine, Russland, Polen, Deutschland, Österreich, Niederlande, Italien, Frankreich, Taiwan, Griechenland, Türkei, Malaysia, Korea China und die USA. Im November erschien ihre CD bei NAXOS mit den Werken von Robert Schumann. Derzeit hat Mariya Kim einen Klavier-Lehrauftrag an der HMTMH. 

Stanislas Kim (Cello)

Geboren 1993 in Frankreich, erhielt er mit sieben Jahren ersten Cello-Unterricht bei Marguerite Hauchecome am Konservatorium in seiner Heimatstadt Courbevoie. Fortsetzung der solistischen Ausbildung bei Raphael Pidoux und Philippe Müller nach Aufnahme in das Degré Supérieur beim CNR Paris. 2010 Abschlussdiplom und Wechsel an die HMTMH in die Klasse von Prof. Tilmann Wick; derzeit studiert er bei Prof. Leonid Gorokhov. Stanilas ist Preisträger verschiedener internationaler Cello-Wettbewerbe sowie Stipendiat dreier renommierter Stiftungen. Im November 2015 spielte er bei dem Kammermusik-Konzert „Hommage à Beethoven“ der Chopin-Gesellschaft Hannover im Hardenbergschen Haus in Herrenhausen. 

Sophia Körber (Sopran)

Geboren 1990 in Pritzwalk/Prignitz; Gesangstudium an der HMTMH und in Florenz, derzeit im Masterstudiengang Operngesang bei Prof. Marina Sandel. Weiterhin studiert sie in der Liedklasse von Prof. Jan-Philip Schulze. Mehrere Meisterkurse bei bekannten Sängern und Sängerinnen gaben ihr besondere Impulse. Sophia ist Studienstiftlerin des Deutschen Volkes und wird weiterhin gefördert durch die Hamel-Stiftung sowie durch „Live Music Now“ in Hannover. Sie hat beeindruckende Preise und Auszeichnungen erlangt. 2009 gab sie ihr Operndebüt als Papagena in Mozarts „Zauberflöte“ in Klein Leppin/Prignitz; 2014 folgten der 1. Knabe in derselben Mozart-Oper in Bad Orb sowie in Hannover ihr Auftritt bei Operamobile. 2015 war sie als Maria Bellacanta in „Hexe Hillary geht an die Oper“ von Peter Lund am Theater in Osnabrück zu erleben. Daneben ist Sophia im Konzert- und Oratorienfach sowie im Bereich der Neuen Musik aktiv.

Kihang Lee (Gitarre)

Geboren 1987 in Seoul als Kind einer Künstlerfamilie, begann Kihang seine Musikausbildung mit Klavier und Flöte, um ab 1998 planmäßig Gitarrenunterricht zu erhalten. Erster Soloabend 2007 in Daejeon/Korea. Ab 2010 Bachelorstudium an der HMTMH bei Prof. Hans Martin Koch, derzeit im Masterstudiengang. Wegen seines großen Interesses an Kammermusik gründete er 2012 das Kammertrio AMU (Violine-Viola-Gitarre) und 2013 das Duo MinneKlang (Sopran-Gitarre). Kihang ist Stipendiat von  „Live Music Now“ in Hannover und konzertiert sowohl solistisch wie auch kammermusikalisch in Deutschland und Asien.

Ruschana Mubarakschoeva  (Klavier)

Ruschana Muborakschoeva ist in  Dushanbe im zentralasiatischen Tadschikistan geboren. Nach dem Studium am  renommierten Moskauer Tschaikovski-Konservatorium und der Musikhochschule München wurde sie auf internationalen Klavierwettbewerben ausgezeichnet, zuletzt 1999  mit dem ersten Preis des „Concours international de l’Eurorégion“ in Frankreich und einem Sonderpreis für ihre Interpretation französischer Musik. Neben dem klassischen Repertoire widmet sie sich erfolgreich der zeitgenössischen Musik und hat Werke von Younghi Paagh-Paan, Dieter Schnebel, Josef Anton Riedl und tadschikischen Zeitgenossen auf führenden Festivals uraufgeführt. Sie tritt als Solistin und  Kammermusikpartnerin in Tadschikistan, Singapur, Deutschland und dem europäischen Ausland auf. Ruschana Muborakschoeva ist zurzeit Lehrbeauftragte der Opernabteilung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Clara Plößner (Violine)

Stammt aus Münster und studierte in Berlin an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ bei Prof. Sascha Gawriloff sowie in Köln bei Prof. Mihaela Martin. Derzeit studiert sie im Masterstudiengang an der HMTMH bei Prof. Ulf Schneider. Zahlreiche Meisterkurse bei bekannten Künstlern gaben ihr solistisch und kammermusikalisch wichtige Impulse. Sie erhielt Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben sowie Einladungen zu renommierten Festivals. Sie spielt im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bei Konzerten, Rundfunkproduktionen und auf Tourneen. Ihre Violine stammt von Giovanni Battista Rogeri, Cremona 1678, die ihr von der SINFONIMA-Stiftung der Mannheimer Versicherung seit 2010 zur Verfügung gestellt wird.

Daniel Rudolph (Klavier)

Geboren 1990 in Hannover, studiert als Studienstiftler seit dem WS 2010/11 an der Musikhochschule Lübeck in der Klavierklasse von Prof. Konstanze Eickhorst, seit dem WS 2014/15 an der HMTMH im Masterstudiengang Liedgestaltung bei Prof. Jan-Philip Schulze. Mit sieben Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht, danach besuchte er das Institut für Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter der HMTMH mit klassischem Klavierunterricht, Lehrgängen in Gehörbildung und Harmonielehre sowie in Jazzimprovisation. Weitere Erfahrung sammelte Daniel als Korrepetitor und Begleiter des Chores Choranima Nova in Hannover. Stipendiat von „Live Music Now“. Im Oktober 2015 trat er bei dem Konzert „Klassik und Jazz“ der Chopin-Gesellschaft in der Orangerie in Herrenhausen auf.

Louise Katharina Wehr (Violine)

Geboren 1996 in München, wo sie mit drei Jahren ersten Violinunterricht erhielt. 2005 wurde Jorge Sutil von den Münchner Philharmonikern ihr Lehrer; sie wirkte 2007-2010 als Solistin bei Kinderkonzerten mit sowie bei Tourneen mit dem Kammerensemble der Münchner Philharmoniker. Zum WS 2010/11 startete sie ihr Frühstudium am Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter der HMTMH bei Prof. Ina Kertscher. 2014 nahm Louise ihr Vollstudium bei Prof. Krzysztof Wegrzyn auf. Die Zahl ihrer Preise und Auszeichnungen bei Wettbewerben ist groß und beeindruckend. Seit 2014 spielt Louise eine Violine von Matteo Goffriller aus dem Jahre 1723, die ihr als Preisträgerin des Deutschen Musikinstrumentenfonds von einer Hamburger Familie treuhänderisch zur Verfügung gestellt wird.

Programm

Joseph HaydnVariation f-Moll Hob XVII:6 
Igor StrawinskyEtude op.7 Nr. 4 
Igor StrawinskyDivertimento
Hugo Wolf„Im Frühling“
Dong Su Shin„Berg“
György Ligeti Etude pour piano Nr. 16 Pour Irina
Frédéric ChopinBallade Nr. 4 f-Moll, op. 5
Koreanisches Volkslied„Arirang“
Franz Schubert„Ständchen“
A. Skrjabin Sonate Nr. 5
Younghi Pagh-Paan„Silbersaiten“