Yeol Eum Son, Klavier - VGH Versicherung
Bewegende Klänge in luftigen Höhen – ein Klavierabend mit Yeol Eum Son
Wenn die Pianistin Yeol Eum Son am Flügel sitzt, scheint die Schwerkraft für Augenblicke aufgehoben zu sein. Nichts vermag diese außergewöhnliche Musikerin auf dem Klavierstuhl zu halten, wenn es darum geht, wie mit Zauberhänden das Wesentliche aus der Musik herauszuholen. Bei expressiven Stellen hebt sie förmlich ab, und wenn das linke Pedal nicht genutzt wird, ist das Bein lässig abgewinkelt. Nun sind dies aber keine Attitüden, sondern zeugen von der Hingabe an die Musik. Sie ist vollkommen durchdrungen von ihrem Spiel, gibt sich ganz in den Affekt. Es verwundert nicht, dass Yeol Eum Son mit den begehrtesten Wettbewerbspreisen ausgezeichnet ist und weltweit mit namhaften Dirigenten und Orchestern konzertiert. Der Start in eine große Karriere scheint bereits vollzogen zu sein.
Nun konnte die Chopin-Gesellschaft Hannover diese hervorragende Künstlerin für einen Klavierabend gewinnen. Es war bereits das zweite Mal, dass Sie in diesem Rahmen auftrat. Vor einigen Jahren gestaltete sie ein Adventskonzert in der HANNOVER Rückversicherung und in diesem Jahr stellte die VGH-Versicherung ihre Räumlichkeiten zur Verfügung und bot mit einem modernen und großzügigen Ambiente den passenden Rahmen. Der Saal war bestens besucht, dezent in blaues Licht gehüllt und Chopins Signatur zierte die Rückwand des Podiums. Das stimmungsvolle Gesamtbild wurde aber zur Nebensache, als Yeol Eum Son am Flügel Platz nahm. Mit Beethovens zweisätziger Sonate Op. 90, deren Satzbezeichnungen „Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck“ und „Nicht zu geschwind und sehr singbar vorzutragen“ bereits eine explizite Vorgabe machen, eröffnete die Pianistin den Abend und bereits nach wenigen Takten war klar, dass dieser Abend etwas Besonderes sein wird. Schwebend und transparent formte sie einzelne Phrasen, balancierte Stimmen aus und ließ Kantilenen singen.
Mit den Klavierstücken Op. 118 von Johannes Brahms setzte sie den Abend fort und leuchtete den Kosmos der romantischen Miniaturen mit einer Leichtigkeit aus, die den melancholischen, oft schwermütigen Brahms vergessen lässt. Bereits Clara Schumann attestierte diesem Zyklus „in kleinstem Rahmen eine Fülle von Empfindungen“. Yeol Eum Son gestaltet sehr kreativ, lässt die Musik leben, gibt Raum zum atmen und hält sich dennoch gewissenhaft an die kompositorische Vorgabe. Unter ihren Händen entstehen zarte Stimmengeflechte, leben Phrasen auf und leuchten Nebenstimmen. Selbst die posthum erschienenen Walzer von Chopin, die in ihrer Schlichtheit an geeignete Literatur für Klavierschüler erinnern, bekommen unter ihren Händen eine seelenvolle Kontur. Diese Grundstimmung setzte sich mit der Walzer-Suite von Ravel fort. Unter dem Titel „Valses nobles et sentimentales“ entstanden diese prachtvollen acht Walzer, die mehr durch ihre Klarheit und Noblesse, als durch Virtuosität bezaubern. Zum Abschluss gab es dann ein virtuoses Feuerwerk mit diabolischer Atmosphäre, den Mephisto-Walzer Nr. 1 von Liszt. Vollgriffige Akkordketten, Sprünge, Läufe und atemberaubende Tempi machen dieses Werk zu einer pianistischen Herausforderung. Yeol Eum Son meisterte mit Bravour und der ihr eigenen Leichtigkeit diesen pianistischen Kraftakt und wurde mit jubelndem Beifall und stehenden Ovationen bedacht.
Ob es der Terminkalender dieser großartigen Künstlerin zulässt, noch einmal für die begeisterten Mitglieder und Gäste der Chopin-Gesellschaft Hannover einen Klavierabend zu geben? Schön wäre es ja!
Okka Mallek
Hannover, 25.02.2017
Als Zugabe spielte Yeol Eum Son aus „Soirées de Vienne“ von Franz Liszt: Neun Walzer nach Schubert Nr. 6
Die Künstlerin
Die Pianistin Yeol Eum Son, Van Cliburn Preisträgerin 2009 und Silver Medal-Preisträgerin des XIV. Int. Tschaikowsky-Klavierwettbewerb 2011, Moskau (Neben der Silber-Medaille wurde die Künstlerin für die beste Aufführung eines Kammermusikkonzertes sowie für die herausragende Interpretation eines Auftragswerkes des Komponisten Rodion Shchedrin ausgezeichnet.), ist eine der talentiertesten Pianistinnen ihrer Generation.
Internationale Aufmerksamkeit bei der Fachpresse und einem begeisterten Publikum erhielt Yeol Eum Son bereits bei der Asien-Tournée im Jahr 2004 als Solistin mit dem New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Maestro Maazel. Nur vier Jahre später wurde sie wiederum als Solistin mit New York Philharmonic und Lorin Maazel bei seiner vielbeachteten Orchestertournee in Seoul eingeladen. Sie spielte im Jahr 2007 das Willkommenskonzert für den neuen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in der UN in New York.
Sie konzertierte mit international renommierten Orchestern, u.a. mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, Czech Philharmonic Orchestra, Israel Philharmonic Orchestra, Tokyo Philharmonic Orchestra, Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern,NDR Radiophilharmonie, Academy of St. Martin in the Fields, NHK Symphony Orchestra, State Academic Symphony Orchestra of the Russian Federation, Seattle Symphony Orchestra, Mariinsky Theatre Orchestra und Dirigenten wie Dmitri Kitajenko, Yuri Bashmet, Karel-Mark Chichon, James Conlon, Myung-whun Chung, Laurence Foster, Keith Lockhardt, Ludovic Morlot, Juraj Valcuha und Valery Gergiev. und fast allen großen Orchestern ihres Heimatlandes. Darüber hinaus wurde die Pianistin zu international angesehenen Festivals und Musikfestspielen wie dem Rheingau-Musikfestival, dem Beethoven-Osterfestival in Polen, dem Arthur Rubinstein Festival in Israel, dem Chopin-Klavierfestival in Polen, Festival Klavierissimo, Schweiz , der Série Jeunes Tonhalle Zürich, Schloss Elmau sowie zu verschiedenen Chopin-Gesellschaften eingeladen. Beim Kissinger Sommer 2010 gab sie anstelle von Leif Ove Andsnes einen begeistert gefeierten Klavierabend. Einen Höhepunkt in ihrer Karriere stellt derzeit die Zusammenarbeit mit Valery Gergiev und dem Marinsky Orchester dar, mit dem sie u.a. Konzerte in St. Peterburg, Kroatien oder zuletzt beim Baltic Sea Festival 2013 in Stockholm gab.
Dort führte Yeol Eum Son das 3. Klavierkonzert von R. Shchedrin in Anwesenheit des Komponisten mit dem Marinsky Orchester unter der Ltg. von V. Gergiev auf. Bei Universal Music erschien 2004 ihre Aufnahme mit sämtlichen Chopin Etüden. 2008 die Chopin-Nocturnes für Klavier und Streicher beim Label Universal Music. Im Juli 2012 veröffentlichte Yeol Eum Son eine mehrkanalige-SACD beim Independent-Label „O “ New Worldmusic.“. Die Live-Aufnahme ihres Van Cliburn Preisträger- Konzertes mit der Barber Sonate für Piano, op. 26 ,und Debussy Préludes Heft I, ist in 2009 bei harmonia mundi, USA, erschienen.
Yeol Eum Son studierte an der Korean National University of the Arts u.a. bei Kim Dae Jin sowie bei einem der prominentesten chinesischen Pianisten, Cheng-Zong Yin. Die Pianistin vervollkommnet derzeit ihre Studien bei Prof. Arie Vardi an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Die Künstlerin ist auch Ehren-Botschafterin des Seoul Arts Center und Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Wonju, Korea. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit schreibt Yeol Eum Son regelmäßig eine monatliche Kolumne für die Zeitung Joong-Ang Ilbo, eine in Korea meistgelesene Publikation.
Programm
L. v. Beethoven | Sonata no. 27 in E minor, op. 90 |
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J. Brahms | 6 Klavierstücke op. 118 |
M. Ravel | Valses nobles et sentimentales |
F. Liszt | Mephisto Waltz no. 1 |