Nikolay Khozyainov, Klavier - Schloss Hämelschenburg.
Idylle am Fuße der Hämelschenburg
Text von Okka Mallek
Es gibt sie noch – die ländliche Idylle, wie sie etwa Claude Monet in seinem Gemälde „das Frühstück im Grünen“ festgehalten hat. Alljährlich entführt die Chopin-Gesellschaft Hannover Mitglieder und Freunde der Gesellschaft zu einer Landpartie mit einem Konzert und anschließendem Picknick.
In diesem Sommer war die Hämelschenburg, eine beeindruckende Renaissanceanlage im Emmerthal, das Ziel. Wie immer brachten die Gäste das gute Wetter und zahlreiche Delikatessen für das Büfett mit. Die Grünanlagen boten reichlich Platz für mitgebrachte Tische und Stühle, und der Blick ins Emmerthal zur einen und hinauf zum Schloss zur anderen Seite war gleichermaßen imposant. Der Rahmen war also fein abgesteckt um das eigentliche Ereignis, ein Matinéekonzert mit dem Pianisten Nikolay Khozyainov, zu erleben.
Was dieser junge Künstler zu bieten hatte, war staunenswert. Allein das Programm mit Werken von Chopin, Schumann und Liszt war technisch und musikalisch äußerst anspruchsvoll. Neben groß angelegten Klavierstücken wie Liszts Dante-Sonate, Schumanns Humoreske Op. 20 und der F-Dur Ballade von Chopin standen zwei posthum erschienene Walzer und zwei Nocturnes von Chopin auf dem Programm.
Khozyainov, ein bekennender Opernliebhaber, wie die Präsidentin der Gesellschaft in ihrer Begrüßungsansprache verriet, ließ seine Liebe zur Oper erkennen, wenn gesangliche Teile, besonders in den Nocturnes, kantables Spiel erforderten. Seine Tongebung ist immer beseelt, sein Spiel intensiv, überlegt, uneitel. Ein pures Klavierspiel, konsequent und kompromisslos. Es verwundert nicht, dass dieser hochtalentierte Musiker bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet ist und mit bedeutenden Orchestern sowie als Solist konzertiert. Nicht weniger als fünf Zugaben, vorwiegend aus dem Genre „virtuose Klaviermusik“, ließ der Künstler sich entlocken. Zunächst, fabelhaft gespielt, Strawinskys Danse Russe aus dem Ballett Pertrouchka mit seinen hämmernden Akkordketten und Glissandi, dann der ruhige, sehr empfindsam gespielte 2. Satz aus Rachmaninoffs 1. Klaviersonate. Mit Liszts Grand Galop Chromatique, ein Bravourstück, das immer wieder begeistert – auch Liszt bevorzugte es als Zugabe – war der junge Tastenakrobat aber noch lange nicht erschöpft. Die staunenden Zuhörer kamen noch in den Genuss der ersten Etüde aus Opus 10 von Chopin. Mit Leichtigkeit perlten hier die Arpeggien, getragen von klangvollen Oktaven der linken Hand.
Zum Abschluss füllten dann vertraute Opernthemen aus Busonis Carmen-Fantasie die Konzertscheune. In dieser reizvollen und virtuosen Paraphrase über Bizets Oper erklingen neben lebhaften Passagen immer wieder Carmens Schicksalsmotiv und die berühmte Habanera. Hier schmolzen noch einmal die Herzen. Mit frenetischem Applaus und Bravorufen überschüttet, durfte der Künstler dann das Büfett eröffnen und sich von dieser pianistischen Großtat erholen. Den Namen Nikolay Khozyainov sollte man sich merken und hoffen, diesen fabelhaften Pianisten noch oft hören zu können.
Der Solist
Nikolay Khozyainov
wurde am 17. Juli 1992 in Blagoveshchensk im fernöstlichen Russland geboren. Mit fünf Jahren begann er den Klavierunterricht. 1999 zog seine Familie nach Moskau und Nikolay konnte seine Ausbildung an der Zentralen Musikschule des Moskauer Konservatoriums fortsetzen. Dort hat er mit sieben Jahren bei seinem ersten Auftritt gemeinsam mit dem Symphonie Orchester des Moskauer Konservatoriums das Händel Konzert für Klavier in der großen Konzerthalle des Konservatoriums gespielt.
Seine weitere Ausbildung fand am Moskauer P.I. Tchaikovsky Konservatorium statt. Derzeit studiert Nikolay an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unter der Anleitung von Professor Arie Vardi.
Programm
Frédéric Chopin | Ballade Nr. 2 in F-Dur Op. 38 |
Zwei Walzer Op. 69 | |
Nocturnes Op. 9 Nr. 2 | |
Nocturnes Op. 27 Nr. 1 | |
Franz Liszt | Apres une lecture de Dante |
Robert Schumann | Humoresque B-Dur Op. 20 |