3 | Klavier­abend

Vitaly Pisarenko, Klavier - VHV Versicherungen

Klavierabend mit Vitaly Pisarenko

Wer das Glück hatte, eine Eintrittskarte für das Konzert der Chopin-Gesellschaft bei der VHV zu ergattern, kam in den Genuss eines besonderen Klavierabends. Als perfekter Gastgeber erwies sich wieder die VHV, sie stellte nicht nur ihre imposanten Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern verwöhnte die Gäste mit delikaten Gaumenfreuden. Die sommerlichen Temperaturen des Tages sorgten zudem für gute Laune und Wohlbefinden. Ein perfekter Tag also, der durch den ukrainischen Pianisten Vitaly Pisarenko einen besonderen Glanz erhielt.

Mit den posthum erschienenen drei Klavierstücken D 946, die Schubert in seinem letzten Lebensjahr schrieb, eröffnete Pisarenko den Abend und erwies sich vom ersten Moment an als ausdrucksstarker Lyriker. Die emotionale Kraft und typische, oft skizzenhaft anmutende Zerrissenheit, die diesen Werken ihren besonderen Charakter geben, wurden eindrucksvoll herauskristallisiert. Pisarenko gelang eine überzeugende und kurzweilige Interpretation. 

Viel Raum für schillernde Klangfarben bieten die zehn Klavierstücke Opus 12 von Sergei Prokofjew. Bravourös und pianistisch recht knifflig angelegt sind diese originellen Miniaturen. Hier treffen gewagte Harmonik, traditionelle Formen und historisierende Tanzelemente aufeinander. Dem brillanten Pisarenko gelang eine treffende Charakterisierung. 

Die Beliebtheit der vier Scherzi von Chopin ist seit ihrer Entstehung ungebrochen. Wild und stürmisch ist das erste in h-Moll mit seiner Dramatik und rasanten Achtelpassagen. Mit einer Triolenbewegung beginnend und von beeindruckender Themenvielfalt zeigt sich Nr. 2 in b-Moll. Mit diesen beiden Werken konnte Pisarenko  seine hervorragenden pianistischen und musikalischen Möglichkeiten beweisen, wobei er ohne vordergründige Effekthascherei auskam und sich stringent auf die musikalische Aussage konzentrierte. 

Eine beliebte Gattung der romantischen Epoche war die Ballade. Chopin, Liszt, Brahms übertrugen die dichterische Form meisterhaft in Töne. Pisareko stellte die zweite Ballade von Liszt vor. Ein Werk von hohem pianistischen Anspruch. Mit einer düstereren Chromatik in der linken Hand beginnend, steigert sich die Musik zum stürmischen Allegro des Mittelteils und endet schließlich mit elegischem Ausdruck. Hier erwies sich der Künstler, ebenso wie bei der 2. Ungarischen Rhapsodie, als nachdenklicher, fantasievoller Gestalter und dem enormen virtuosen Anspruch der Werke souverän überlegen, 

Nach so viel virtuosem Feuerwerk war das als Zugabe gespielte Präludium e-Moll von Bach, in der beeindruckenden Transkription von Alexander Siloti, ein schöner Kontrast. 

Okka Mallek
Hannover, 21.04.2018

Künstlerportrait

Vitaly Pisarenko (* 24. Juli 1987) ist ein ukrainischer Pianist. Er war der Gewinner des Internationalen Franz Liszt Klavierwettbewerbs im Jahr 2008. Vitaly Pisarenko wurde in Kiew geboren und trat zum ersten Mal öffentlich auf, als er sechs Jahre alt war. 

Er studierte in Charkiw und Kiew und trat 2005 in die Klasse des Professors Yuri Slesarev am Moskauer Konservatorium ein. Er studierte auch am Rotterdamer Konservatorium Codarts unter Aquiles Delle Vigne. Pisarenko trat als Solist in Russland, Italien, Mazedonien, Österreich, den Niederlanden und Deutschland auf. Er gewann den ersten Preis beim „Inter Fest Bitola“ Wettbewerb in Dnevnik (Mazedonien) im Oktober 2005. Er gewann auch den 3. Preis, den Publikumspreis und den Sonderpreis von Fazil Say beim 5. Franz Liszt Wettbewerb in Weimar im Jahr 2006. Außerdem gewann er den Internationalen Klavierwettbewerb „Citta di Trani“ in Italien. 2008 war er Preisträger des Internationalen Klavierwettbewerbs Franz Liszt in Utrecht. Im Jahr 2015 war Pisarenko Finalist beim Internationalen Klavierwettbewerb von Leeds in Großbritannien und belegte den dritten Platz.

Programm

Franz Schubert3 Klavierstücke D 946
Sergei S. ProkofjewZehn Stücke op. 12
  
Fréderic ChopinScherzi Nr. 1 and Nr. 2
Franz LisztBallade Nr. 2 h-Moll
 Ungarische Rhapsodie Nr. 10