6 | Klavier­abend

Luka Okros, Klavier - HDI Versicherung

Klangstarkes Preisträgerkonzert

Welch ein Programm! Großartig! Luca Okros, 2017 Sieger des Klavierwettbewerbs der hannoverschen Chopin-Gesellschaft, brachte es mit zu seinem Preisträgerkonzert. Werke von Haydn, Schubert, Chopin und Prokofjew hatte er für den Abend in den Räumen der HDI -Versicherungen ausgewählt. Werke, in denen ein Pianist die gesamte Bandbreite des vielfältigen Spektrums der klassischen Klaviermusik beherrschen muss. 

Lyrische Ausgestaltung, klangliche Nuancierung, Virtuosität und Sinn für formale Strukturen sind nur einige Kriterien. Luca Okros vereint alle diese Fähigkeiten und überzeugt mit seiner sensiblen Anschlagskunst, einer poetischen Hingabe an die Musik, mit virtuoser Technik und sympathischer Präsenz.

Mit den Impromptus Op. 90 von Franz Schubert leitete er den Abend ein. Dieser Zyklus von vier lyrischen Charakterstücken, der auch als gehobene Hausmusik sehr beliebt ist, bekommt bei Okros eine Brillanz und Leichtigkeit, die dem Titel Impromptu – „augenblicklicher Einfall“ Sinn verleiht. Es perlten die Achtel-Triolen im zweiten, sang das dritte nocturnehafte in Ges-Dur, und es rieselten Tonkaskaden in den sich abwärts bewegenden Arpeggien des vierten in As-Dur. 

Mit der Ballade Nr. 4 in f-Moll von Fédéric Chopin erzählte Okros von der Trauer des Komponisten über die verlorene Heimat. Chopin hatte zeitlebens Sehnsucht nach seiner polnischen Heimat und diese Sehnsucht spiegelt sich in vielen seiner Werke wider. 
Man kann Chopin wie ein virtuoses Feuerwerk gestalten, man kann ihn aber auch ruhig und nachdenklich behandeln. Okros entschied sich für die melancholische und ruhige Herangehensweise an dieses komplexe Werk. Erst im effektvollen Schlussteil zündete er ein eruptives Feuerwerk und erntete begeisterten Applaus. Auch in der zweiten Sonate entpuppte er sich als hochrangiger Chopin-Interpret.

1770 schien die Welt noch in Ordnung gewesen zu sein. Jedenfalls strahlt die in diesem Jahr komponierte Sonate von Joseph Haydn Hob XVI:34, trotz ihrer Moll-Tonart, eine gewisse Heiterkeit aus. Vielleicht drückt sich auch Haydns Freude über die Weiterentwicklung des Cembalos zum Pianoforte, mit seinen größeren dynamischen Möglichkeiten, aus. Wir wissen es nicht. Pointiert und brillant nahm Okros das Presto des ersten Satzes in Angriff. Präzise und virtuos gestaltete er den Schlusssatz. Wieder einmal wurde bewiesen, was für ein ideenreicher Tonschöpfer Haydn war. 

Nur ca. sieben Minuten dauert die dritte Klaviersonate von Sergei Prokofjew. In dieser relativ kurzen Aufführungszeit steckt jedoch eine geballte Ladung musikalischer Energie. Virtuos und aufwühlend, in tiefer Lage beginnend, erzielt das Werk eine atemberaubende Wirkung. Luca Okros wählte wohl nicht zufällig dieses effektvolle Stück zum Abschluss des Abends und hatte sichtlich Freude an der Verblüffung, die sein gekonntes, rasantes Spiel hinterließ.

Mit einer zugegebenen Bach/Siloti Transkription kehrte dann wieder eine erhabene und wunderbare Ruhe ein. Nachdenklich und behutsam entfaltete sich der Klangreichtum dieser berührenden Preziose. Die Begeisterung nahm kein Ende, so ließ der Künstler sich noch zu weiteren Zugaben herausfordern. Mit der Carmen-Variation von Bizet, in der Transkription von Horowitz, trat wieder der Virtuose in den Vordergrund. Unter Okros Händen glänzte und brillierte dieses Bravourstück und zum Abschluss stellte der Pianist eine sehr originelle, impressionistisch-expressiv anmutende Eigenkomposition vor, die ihn als universale Künstlerpersönlichkeit von besonderer Qualität auszeichnet. 

Okka Mallek
Hannover, 29.09.2018

Künstlerportrait 

Luka Okros ist einer der vielversprechendsten Pianisten seiner Generation. Geboren 1991 in Tiflis, Georgien, begann er im Alter von 4 Jahren sein Klavierstudium. Mit 5 Jahren gab Luka seine erste öffentliche Aufführung und mit 6 gab er sein Debüt mit dem Tbilisi State Orchestra unter Revaz Takidze.

1999 spielte Luka im Alter von nur acht Jahren für den führenden russischen Dirigenten und Violinisten Vladimir Spivakov, der ihm sofort ein Stipendium und später finanzielle Unterstützung für seinen Umzug nach Russland 2004 anbot. Im Jahr 2013 schloss Luka Okros seinen Bachelor am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium ab. Im selben Jahr erhielt er ein Vollstipendium für einen Master-Abschluss am Royal College of Music in London, wo er Klavier bei Prof. Norma Fisher studierte.

Zu seinen Preisen bei internationalen Wettbewerben zählen der 1. Preis beim Internationalen Chopin-Klavierwettbewerb 2017, der 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Hongkong 2016, der 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Marokko Philharmonie 2016, der 1. Preis beim Wettbewerb Cergy Pontoise Piano Campus Wettbewerb 2015 und der erste Iturbi Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Valencia 2015. Er hat auch renommierte Preise von der Hattori Foundation, dem Tillett Trust und dem Verbier Festival Piano Award der Tabor Foundation in der Schweiz gewonnen.

Im Alter von 18 Jahren debütierte Luka Okros in der Carnegie Hall. Er gab Konzerte in vielen der berühmtesten Hallen der Welt, darunter die Wigmore Hall, die Cadogan Hall und der Elgar Room der Royal Albert Hall in London, der Salle Cortot in Paris, die Roy Thompson Hall in Toronto und der Palau de la Musica in Valencia und Barcelona. Er trat auch in Österreich, China, Georgien, Deutschland, Israel, Italien, Japan, Kasachstan, Rumänien, Russland, Südafrika, der Schweiz, der Türkei und der Ukraine auf.

Luka Okros‘ CD mit Werken von Schumann wurde auf DiscAuverS Records veröffentlicht und im Herbst 2016 im Salle Cortot in Paris präsentiert. Diese CD wurde von vielen Musikliebhabern und professionellen Musikern hoch gelobt, darunter auch eine „Vier von vier“ in der französischen Zeitschrift „Classica“.

Programm 

Franz Schubert4 Impromptus op. 90 D899 
Frédéric ChopinBallade Nr. 4 f-Moll op. 52
  
Frédéric ChopinKlaviersonate Nr. 2 b-Moll op.35
Joseph HaydnKlaviersonate e-Moll Hob.XVI:34
Sergei ProkofjewKlaviersonate Nr. 3 a-Moll op.28