2 | Klavier­wettbewerb 2019

17. Internationaler Klavierwettbewerb 2019 - Hochschule für Musik, Medien und Theater Hannover

Viel Beifall für fünf Finalisten

Der 17. Klavierwettbewerb der Chopin-Gesellschaft Hannover ist entschieden worden. Fünf Teilnehmer konnten sich für die Endrunde qualifizieren und präsentierten sich im Richard-Jakoby-Saal der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zahlreichen Musikliebhabern und einer erfahrenen Fachjury, die detailliert und differenziert zu bewerten hatte.

Nach herzlichen Begrüßungsworten durch den polnischen Generalkonsul, der die Schirmherrschaft über den Wettbewerb übernommen hatte, und der Präsidentin, die das besondere Anliegen der Chopin-Gesellschaft, jungen Künstlern eine Starthilfe zu ermöglichen, hervorhob, übernahm Professor Bäßler von der Musikhochschule Hamburg die Moderation. 

Vier Stunden spannungsvoller Erwartung – besonders hinter dem Podium – ließen den Samstagnachmittag zu einem kurzweiligen, interessanten Ereignis werden.

Die dargebotenen musikalischen Leistungen waren auf hohem Niveau. Dennoch musste entschieden werden, da es, abgesehen von Sachpreisen und einem Publikumspreis, jeweils nur einen ersten, zweiten und dritten Preis gab. Hier stellte Professor Bäßler in seiner Moderation, die zwischen den Auftritten der Kandidaten informative Einblicke in die Wettbewerbskultur vermittelte, die viel diskutierte Frage nach dem Sinn und der Notwendigkeit von Wettbewerben. Während der Soziologe, Philosoph und Musiktheoretiker Theodor Adorno Wettbewerbe ablehnte, zeigt die hohe Teilnahme an nationalen sowie internationalen Wettbewerben deutlich, wie wichtig es für junge Künstler ist, sich zu vergleichen und außerhalb des geschützten Raumes einer Hochschule die eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu erfahren. 

Von der Routine und Bühnenerfahrung eines Altmeisters, wie sie am Vorabend beim Pro – Musica Konzert in Hannover durch den großartigen Grigory Sokolov zu erleben war, der übrigens durch seinen Sieg beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb im Jahr 1966 den internationalen Durchbruch erlangte, war bei den fünf jungen Pianisten naturgemäß noch nichts zu erleben. 

Sichtlich angespannt wirkte die erste Kandidatin, die Koreanerin Ye-Eum Kim. Sie konnte, trotz bravouröser Spieltechnik und akkurater Vorbereitung, keinen der begehrten Plätze erreichen. Ebenso wie der in Litauen geborene Edwin Svaikovski, der sich mit einem Nocturne von Chopin und den Symphonischen Etüden von Schumann präsentierte. Mehr Glück hatte Daniel Golod aus Israel. Er ging als dritter Preisträger aus dem Rennen. Originell gestaltete er das 1983 entstandene Werk „Anschlüsse“ der deutschen Komponistin Barbara Heller. Auch mit dem Italienischen Konzert von Johann Sebastian Bach und der Sonate Op. 35, h-moll von Chopin gelang ihm eine überzeugende Interpretation. Der polnische Pianist Lukasz Byrdy, der mit Chopins Andante spianato et Grand Polonaise, zwei Préludes von Debussy und dem farbenreichen musikalischen Portrait „Tantris“ aus Szymanowskis Masques op. 34 brillierte, konnte den zweiten Preis entgegen nehmen. Über den ersten Preis und den Publikumspreis freute sich der junge deutsche Pianist Emanuel Roch. Er überzeugte die Jury und das Publikum gleichermaßen. Mit dem Präludium und der Fuge As-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier Band 1 von Johann Sebastian Bach, sechs Préludes von Chopin und dem extrem komplexen und schwierigen Meisterwerk „La Valse“ von Maurice Ravel war er der ausgemachte Favorit. Ihn wird man bald im Preisträgerkonzert nochmals erleben.

Okka Mallek

Die Gewinner 

1. Preis und PublikumspreisEmanuel Roch
2. PreisLukasz Byrdy
3. PreisDaniel Golod

17. Internationaler Klavierwettbewerb 2019

Die Chopin-Gesellschaft fördert begabte Pianisten am Beginn ihrer Karriere und veranstaltet alle zwei Jahre einen internationalen Klavierwettbewerb. Am Internationalen Klavierwettbewerb 2019 der Chopin-Gesellschaft Hannover können Pianistinnen und Pianisten aller Nationen teilnehmen, die in den Jahren 1991 bis einschließlich 2001 geboren wurden. Die Jury wird aus zahlreichen Bewerbern fünf Finalisten auswählen, die sich am 23. März 2019 der Öffentlichkeit vorstellen.

Die Finalisten

Nach eingehender Prüfung zahlreicher Bewebungen hat unsere Jury folgende fünf Pianistinnen und Pianisten als Finalisten für den Wettbewerb 2019 ausgewählt: 

  • Kim Ye-Eun (Südkorea, 1992)
  • Svaikovski Edvin (Litauen, Polen, 1994)  
  • Byrdy Lukasz (Polen, 1994)
  • Golod Daniel (Israel, 1997)
  • Roch Emanuel (Deutschland, 1998)

Die Juroren

Catherine Vickers, in Kanada geboren, studierte dort und anschließend in Europa als Stipendiatin des Canada Councils. 1979 erhielt sie den Busoni-Preis und die Goldene Medaille. Zwei Jahre später wurde sie als Preisträgerin im Sydney International Piano Competition ausgezeichnet. Im selben Jahr folgte sie einer Berufung zum Professor an die Folkwang-Hochschule in Essen, 1998 an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt am Main. Sie konzertiert weltweit und ist gern gefragtes Jury-Mitglied internationaler Klavier- und Kammermusikwettbewerbe sowie bei internationalen Meisterkursen und Festivals. 

Bernd Goetzke studierte in Hannover bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling und arbeitete über viele Jahre mit Arturo Benedetti Michelangeli. An der HMTMH wurde er 1982 Professor, gründete im Jahr 2000 das Hochbegabten-Institut IFF und ist heute Leiter der Klavierabteilung und des Studienganges Soloklassen. Neben seiner Hochschultätigkeit gibt Bernd Goetzke weltweit Meisterkurse und wird oft als Jurymitglied zu internationalen Wettbewerben eingeladen. 

Volker Hagedorn, Jahrgang 1961, studierte in Hannover an der Hochschule für Musik und Theater Bratsche. Danach arbeitete er als Redakteur bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Leipziger Volkszeitung. Seit 1996 ist er freier Journalist und Musiker. Seine Beiträge erscheinen u.a. in der Zeit. 2015 wurde er mit dem Ben-Witter-Preis ausgezeichnet.

Katarzyna Popowa-Zydron ist eine polnische Pianistin bulgarischer Herkunft. Sie ist in vielen Ländern als Solistin und in Kammerorchestern aufgetreten. Derzeit ist sie Professorin und Leiterin der Klavierabteilung an der Musikakademie in Bydgoszcz. Sie war häufig in Jurys tätig und hat nationale und internationale Wettbewerbe beurteilt. 2015 leitete sie die Jury des 17. Internationalen Fryderyk-Chopin-Klavierwettbewerbs.

Hubert Rutkowski ist Absolvent der Klasse von Prof. Anna Jastrzebska-Quinn an der F. Chopin-Musikakademie in Warschau. Von 2005 bis 2010 schloss er das Aufbaustudium (Konzertexamen) an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg in der Klasse von Prof. Evgeni Koroliov ab. Im April 2010 wurde er als einer der Jüngsten in Deutschland zum Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg berufen, wo er seit Januar 2014 die Klavierabteilung leitet.