Lea & Esther Birringer, Klavier und Violine
Intensives Konzerterlebnis mit hoher Inspirationskraft
Die zweite Konzertveranstaltung der Chopin- Gesellschaft Hannover, seit der langen Corona- Pause, fand in den Räumen der Orangerie Herrenhausen statt. Zwei herausragende Künstlerinnen, die beiden Schwestern Esther (Klavier) und Lea (Violine) Birringer, bescherten dem Publikum einen unvergesslichen Konzertabend der Extraklasse. Das sehr abwechslungsreiche und vielseitige Konzertprogramm sorgte für einen kurzweiligen und spannenden Konzertabend.
Das erste Stück des Programms des französischen Komponisten Camille Saint- Saens mit der Satzbezeichnung „Introduction et Rondo capriccioso op. 28“, mit Anklängen exotischer Musik und kapriziösen temperamentvollen Melodiebögen, eröffnete den Abend. Hier konnten die beiden Schwestern hervorragend ihr perfektes Zusammenspiel und ihr kammermusikalisches Können zeigen. Violine und Klavier verschmolzen zu einem perfekten Wohlklang.
Der nächste Programmpunkt bildete einen ruhigen Gegensatz zum temperamentvollen Eingangsstück. Christian Sindings „Romanze op. 100“ erinnert an Kompositionen Richard Wagners oder Felix Mendelssohns. Die Harmonien sind eher getragen und die Melodiebögen sehr langgezogen. Hier konnten die beiden Künstlerinnen ihr sensibles Zusammenspiel und gemeinsames intuitives Empfinden zeigen, wodurch auch das Publikum in seinen Bann gezogen wurde.
Hilfreich für die Zuhörer waren die jeweils einführenden Worte von Lea Birringer zu den Komponisten und den Werken. Mit viel Charme, Witz und Humor erläuterte sie auch das nachfolgende geigensolistische Stück von Eugéne Ysaÿe „Sonate op. 27 Nr. 2“, welches von der griechischen Mythologie inspiriert ist. Die vier Sätze des Stückes werden jeweils durchdrungen vom Motiv des „Dies irae“ aus der lateinischen Totenmesse. Lea Birringer spielte eindrucksvoll das Motiv auf ihrer Geige, in mehreren Varianten, an. Die Konzentration des Publikums war dadurch auf einem sehr hohen Niveau und es war eine große Bereitschaft da, das Stück zu hören und das Motiv zu erkennen. Die vier Sätze des Stückes haben einen ansteigenden Spannungsverlauf, der im letzten Satz zum Höhepunkt kommt. Der 1. Satz ist überschrieben mit „Obsession“ / Wahnsinn, der 2. Satz mit Melancholie, der 3. „Danse des Ombres“ und der 4. als Höhepunkt mit „Les furies“ / Furien, Erinnyen, Rachegöttinnen. Lea Birringer spielte dieses Werk mit atemberaubender Furore und enormer Energie.
Auch der nächste Programmpunkt war ein solistisches Stück. Die Klaviertranskription von Igor Strawinskys Ballett „Trois mouvements de Pétruschka“. Esther Birringer erläuterte dem Publikum die Handlung. Die Hauptrolle spielen drei Puppen eines Gauklers, die auf geheimnisvolle Weise zum Leben erwachen: Pétruschka, die Ballerina und der „Mohr“. Da das Werk für Orchester geschrieben ist, war die Herausforderung für die Pianistin groß, ein breites Spektrum an Klangfarben aus dem Flügel zu zaubern, um plastisch die Orchesterklänge nachzubilden. Dazu ist das Stück sehr rhythmisch und perkussiv, es darf aber nie hart oder grob klingen. Hier konnte sie ihre herausragenden pianistischen Qualitäten zeigen. Durch ihr lebendiges und erzählendes Klavierspiel konnte man sich die Handlung bildlich vorstellen.
Nach diesen beiden solistischen Höhepunkten endete der Abend mit Pablo de Sarasates „Zigeunerweisen op. 20“ welche die Schwestern mit viel Brillanz und Spielfreude vortrugen. Das Publikum applaudierte hingerissen und es gab sogar noch ein „Betthupferl“ dazu und zwar die Romanze aus der Gadfly Suite von Schostakowitsch, zartschmelzender poetischer Ausklang.
Barbara Maria Krieger- Hartz
Die Künstlerinnen
Lea & Esther Birringer
Esther Birringer begeistert durch ihr sensibles und gleichermaßen packendes Klavierspiel. Ihr erster Preis bei Jugend musiziert 1999 war Auftakt zu zahlreichen Auszeichnungen, darunter erste Preise beim Klavierwettbewerb Johann Sebastian Bach in Würzburg und beim Internationalen Klavierwettbewerb der Chopin-Gesellschaft Hannover,… mehr erfahren
Lea Birringer, die Schwester von Esther, gilt als „herausragende Geigerin der jungen Generation“ (NDR). Die Violinistin, die ihre Ausbildung bei Igor Ozim am Salzburger Mozarteum und bei Pavel Vernikov in Wien genoss, „weiß, was sie vermitteln will. Ihre Performance ist viel mehr die einer Musikerin denn nur die einer Geigerin“ (DrehPunktKultur). … mehr erfahren
Programm
Camille Saint-Saëns | Introduction et Rondo capriccioso op. 28 |
Christian Sinding | Romanze op. 100 |
Eugène Ysaÿe | Sonate op. 27 Nr. 2 |
Igor Strawinsky | Trois mouvements de Pétrouchka |
Pablo de Sarasate | Zigeunerweisen op. 20 |