Alexander Gadjiev, Klavier - in der Christuskirche Hannover
Romantische Klavierklänge – Alexander Gadjiev begeistert mit Werken von Chopin und Schumann
Es ist erstaunlich, wie viele erfolgreiche, hochqualifizierte Musiktalente die Konzertsäle füllen. Junge Musiker(innen) mit internationalen Wettbewerbserfolgen, umfangreichen Konzerterfahrungen und hervorragender Reputation sind bereit, sich im hart umkämpften klassischen Musikgeschäft einen Platz zu erobern.
Wie hart die Auslese und die Wettbewerbsbedingungen sind, machte die Präsidentin, Sookie Schober, in ihrer Begrüßungsrede deutlich. Feinste Nuancen sind oft entscheidend für die begehrten ersten Plätze, die den Start in die Karriere befördern.
Erst vor zwei Wochen stellte die Chopin-Gesellschaft Hannover den 2. Preisträger des renommierten Warschauer Chopin-Wettbewerbs des Jahres 2015 vor und nun konnte Alexander Gadjiev, er gewann 2021 ebenfalls den 2. Preis in Warschau, in der Christuskirche mit Werken von Chopin und Schumann zahlreiche Zuhörer begeistern. Ein schlanker, zart wirkender junger Mann, der völlig entspannt am Flügel Platz nahm.
Nach anfänglichem Austarieren der akustischen Bedingungen, entfaltete Gadjiev einen unvergleichlichen Klangzauber. Feinste dynamische Nuancierungen, ein ausgeprägter Gestaltungswille und kraftvolle Virtuosität vereinen sich in diesem eminent begabten jungen Pianisten. Die explizit vorgegebenen Satzbezeichnungen in Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17 wurden als Hinweis genommen, und mit großer Energie und Leidenschaft setzte der Künstler sich in den Affekt der Musik. Schumanns Werke sind stark geprägt von literarischen Vorgaben und vertragen diese leidenschaftliche und bedingungslose Hingabe.
„Musik ist das nicht“ schrieb Schumann über das Finale der Sonate b-Moll von Frédéric Chopin. Möglicherweise hätte der Meister seine Meinung aber geändert, wenn er Alexander Gadjievs Interpretation des in der Tat etwas verstörenden, kaum zwei Minuten dauernden Satzes, gehört hätte. Gadjiev ging diesen Finalsatz fragend, zögernd und mit schwebender Leichtigkeit an, um sich dann in die Raserei, die diesen kurzen Satz so faszinierend macht, zu begeben. Das Publikum goutierte es mit großem Beifall.
Zu einem der schönsten Klaviersätze gehört zweifellos der dritte Satz dieser großartigen 2. Klaviersonate op. 35 von Chopin. Zart und geradezu würdevoll verzauberte Gadjiev den Mittelsatz des Trauermarsches in ein leise flehendes Klagelied. In diesem Moment schien die Welt nur noch ein „Marche funebre“ zu sein und sogar die berühmte Stecknadel hätte man fallen hören können.
Viel Zustimmung des Publikums wurde mit drei Zugaben bedacht, zweimal Chopin und einmal Debussy. Hier war die Etüde op. 10 Nr. 8 in F-Dur noch einmal ein Beweis, dass Alexander Gadjiev ein würdiger Preisträger des Chopin-Wettbewerbs ist. Eben doch mehr als nur ein Talent.
Okka Mallek
Hannover, 15.05.2022
Der Künstler
Alexander Gadjiev
1994 in Gorizia, Italien als Sohn einer Musikerfamilie geboren, begann Alexander Gadjiev mit dem Klavierspiel im Alter von 4 Jahren, zunächst unter Anleitung seiner Mutter Ingrid Silic und später seines Vaters Siavush Gadjiev. Bereits im Alter von neun Jahren gab er mit Haydn’s Klavierkonzert C-Dur sein Debüt als Solist mit Orchester, für das er bereits von der Presse mit lobender Kritik bedacht wurde.
2013 schloss er seine Schulausbildung ab und begann sein Studium am Mozarteum in Salzburg unter der Leitung von Pavel Gililov und absolviert nun sein Konzertexamen-Studium an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin bei Eldar Nebolsin.
Der Pianist Alexander Gadjiev ist mehrfacher Preisträger bei großen Internationalen Wettbewerben, darunter zuletzt der 2. Preis und der Spezialpreis „Krystian Zimermann Preis für die Aufführung einer Chopin-Sonate“, beim Chopin-Wettbewerb 2021 in Warschau. Bereits sechs Jahre zuvor hatte er den 1. Preis beim Hamamatsu Wettbewerb 2015 in Japan gewonnen und folgt seitdem regelmäßig Einladungen aus Europa, Asien, den USA und Israel für Konzerte bei renommierten Festivals und in wichtige Konzerthallen.
Programm
Frédéric Chopin | Prélude in cis-Moll op. 45 |
Klaviersonate Nr. 2 in b-Moll op. 35 | |
Robert Schumann | Fantasie in C-Dur op. 17 |