3 | Preisträger­konzert

Mit den drei Erstplatzierten unseres 18. Internationalen Klavierwettbewerbs 2023 in den Räumen der VHV Versicherung

Der Zukunft zugewandt – junge Preisträger im Konzert

Ein Wettbewerbserfolg markiert idealerweise den Beginn einer Musikerkarriere. Nun gibt es allerdings zahlreiche internationale Wettbewerbe und erstaunlich viele, gut ausgebildete, junge Musikerinnen und Musiker. Das belebt und bereichert den klassischen Musikbetrieb, zur Freude der Musikliebhaber, und spornt die jungen Talente zu Höchstleistungen an.

Der erst vor wenigen Wochen ausgetragene internationale Klavierwettbewerb der Chopin-Gesellschaft Hannover hat drei Preisträger hervorgebracht, die sich nun in einem Klavierabend präsentierten. Gastgeber war die VHV-Versicherung, deren Stiftung den 1. Preis spendete (der 2. Preis wurde von der Fritz Behrens Stiftung gespendet) und das Publikum großzügig zu einem sehr delikaten Büfett einlud. Die abendliche Frühlingssonne tauchte das lichtdurchflutete Foyer des imposanten Gebäudes in ein warmes Licht und die Akustik des modernen Veranstaltungsraumes war erstaunlich gut. Der perfekte Rahmen also für einen Konzertgenuss auf höchstem Niveau.

Der Südkoreaner Seung Yeop Sim glänzte mit Werken von Frédéric Chopin. Die Poesie, die Chopins Musik so unverwechselbar macht, wurde durch den Klangsinn dieses talentierten Interpreten auf wunderbare Weise erlebbar. Besonders auffallend war seine exakte und raffinierte Pedalisierung der Polonaise Op. 71 Nr. 2, die Klänge von ungeahnter Brillanz hervorbrachte. Mit anrührender Schlichtheit und tiefem Ernst entpuppte sich sein Spiel gewissermaßen als eine Hommage an den großen Komponisten. Viel Applaus konnte der junge Pianist mit auf den Weg nehmen.

Der in Hannover Zweitplatzierte Pole Marcin Wieczorek hat mit zwei Variationswerken seiner Landsmänner Karol Symanowski und Ignaz Paderewski und mit dem Scherzo b-Moll von Chopin brilliert. Die Originalität der Variationssätze entsprach ganz dem Temperament dieses agilen jungen Künstlers, dem es gelang, die Themen durch komplexeste Klangstrukturen hindurch herauszuarbeiten und dem Hörer nahe zu bringen. Aus einer Unmenge von Tönen kristallisierte sich die Essenz dieser grandiosen Musik heraus. Keine leichte Aufgabe bei den klaviertechnisch höchsten Ansprüchen beider Werke. Bravorufe und viel Beifall auch für diesen bemerkenswerten Künstler.

Mit Trommeln, Pfeifen, Nachtklängen und einer Hetzjagd kam ein ganz anderes Klangbild zum Tragen. Bela Bartók hat seine fünf Charakterstücke „Im Freien“ 1926 komponiert. Folkloristische Elemente prägen dieses temperamentvolle und anspruchsvolle, von der Natur inspirierte Werk. Die Japanerin Yuna Nakagawa konnte mit ihrer glasklaren Interpretation des Werkes in Hannover den ersten Preis erobern. Ihr Spiel ist von großer Klangsensibilität geprägt. Selbst perkussives Feuerwerk, aberwitzige Sprünge und rhythmisches Donnerwetter bekommen etwas sinnlich Bezauberndes bei dieser überzeugenden Interpretin. Und dann verband sie Chopin und Bartók wie selbstverständlich zu einer Einheit. Das schwärmerisch versunkene Nocturne fis-Moll Op. 48, Nr. 2 ließ keine Fragen offen. Yuna Nakagawa erwies sich als großartige und kluge Klangorganisatorin.

Es bleibt zu hoffen, dass diese drei begabten jungen Menschen ihren Platz auf den Podien der Welt finden werden.

Okka Mallek
Hannover, 22.04.2023


Die Künstler und ihre Programme

Die drei Preisträger des 18. Internationalen Klavierwettbewerbs der Chopin-Gesellschaft Hannover vom 25. Februar 2023:

Yuna Nakagawa (Japan) Jg. 1999

studiert gegenwärtig an der Folkwang Universität der Künste in Essen; zuvor war sie an der Robert Schumann-Hochschule in Düsseldorf eingeschrieben und 2010-2012 an der HMTMH bei Prof. K.H. Kämmerling. Sie hat bei verschiedenen Wettbewerben Förderpreise gewonnen sowie Meisterkurse im In- und Ausland besucht.

Frédéric ChopinRondo Es-Dur op. 16
Nocturne fis-Moll op. 48 Nr. 2
Bela BartókOut of Doors Sz. 81
1. Mit Trommeln und Pfeifen | 2.Barcarolla | 3. Musettes |
4. Klänge der Nacht | 5. Hetzjagd

Marcin Wieczorek (Polen) Jg. 1996

studiert bei Prof. Stefan Wojtas an der Musikakademie in Bydgoszcz; zuvor war er dort Student von Prof. Ewa Poblocka und Dr. Pawel Wakarecy. Er hat mehrere Preise bei nationalen und internationalen Klavierwettbewerben gewonnen. Macin ist in Europa und den USA aufgetreten. Ihm wurde ein Förderstipen-dium des „Jungen Polen“ Programms und des Bürgermeisters der Stadt Bydgoszcz verliehen.

Karol SzymanowskiVariationen b-Moll op.3
Ignaz Jan PaderewskiVariationen A-Dur op. 16 Nr.3
Frédéric ChopinScherzo b-Moll op. 31

Seung Yeop Sim (Süd-Korea) Jg. 1995

schloss seinen Bachelor als Jahresbester an der Keimyung Universität ab und studierte dort dann bei Prof. Sergej Tarasov. Heute ist er in der Klasse von Prof. Bernd Goetzke an der HMTMH. Er gewann den Grand Prix beim Daegu Music Association Klavier-Wettbewerb und den Daegu Concerto Wettbewerb und gab sein Debut mit dem Daegu Symphony Orchestra und Tschaikowskis Klavierkonzert. Sim wurde 2018 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet beim Asia-Pacific International Chopin Piano Competition.

Frédéric ChopinPolonaise B-Dur op. 71 Nr. 2
Impromptu Nr. 2 Fis-Dur op. 36
Rondo à la Mazur F-Dur
Fantasie f-Moll op. 49