Wenn ich mir was wünschen dürfte – Friedrich Hollaender oder Frédéric Chopin? Klassik oder Kabarett?
© Simona Bednarek
Wenn ich mir was wünschen dürfte – Friedrich Hollaender oder Frédéric Chopin? Klassik oder Kabarett?
Mit einem genreübergreifenden Format hat die Chopin-Gesellschaft Hannover einen äußerst erfolgreichen Konzertabend veranstaltet. Klassische Klavierwerke von Chopin, Bartok und Liszt wechselten mit parodistischen, frech-frivolen Chansons von Hollaender (wenn ich mir was wünschen dürfte, die Kleptomanin), die einst Greta Garbo und Marlene Dietrich zum Weltruhm verhalfen. Ein Abend der Gegensätze also, der besungenen Liebe und der ganz großen Werke der klassischen Konzertliteratur.
Gastgeber war die langjährige Förderin der Chopin-Gesellschaft, die VHV Versicherung AG. Das moderne, helle und von raffinierten Lichteffekten durchflutete Ambiente des großzügigen Gebäudes und der herzliche Empfang durch den Vorstand des Hauses und der Präsidentin der Chopin-Gesellschaft, boten einen geeigneten Rahmen für diesen ganz besonderen Konzertabend.
Die Chansonsängerin Shandra Konzok und ihre kongeniale Klavierbegleiterin Assia Livchina eröffneten den musikalischen Teil und widmeten sich dem Thema Weiblichkeit und Liebe. Was berührt mehr als die vielen Facetten der ewig besungenen Liebe? Shandra Konzok gestaltete mit eindringlicher und markanter Stimme die vorgetragenen Chansons, setzte sich szenisch in den Affekt und glänzte durch schauspielerisches Talent. Auch wenn die Lieder, die einst Zarah Leander sang, nicht mehr ganz zeitgemäß sind, haben sie dennoch einen nostalgischen Reiz. Shandra Konzok hat das Parodische, die Komik und die gespielte Tragik der vorgetragenen Lieder gekonnt in Szene gesetzt und großen Beifall bekommen.
Ganz anders verhält es sich mit der klassischen Musik. Hier nimmt sich der Künstler zurück, fungiert als Mittler, als Medium für die von ihm vorgetragenen Werke. Die Pianistin Yuna Nakagawa, sie ist Preisträgerin des 18. internationalen Klavierwettbewerbs der Chopin-Gesellschaft Hannover, war eingeladen, den klassischen Konzertteil zu gestalten. Sie ist eine exzellente, souveräne und großartige Künstlerin mit einem musikalisch streng durchdachten Klangkonzept. Ihre Präsenz wirkt sehr geerdet und tief in sich ruhend, während die von ihr hervorgebrachten Klänge himmlisch leicht und überirdisch schön sind. Selten hat man als Zuhörer das Gefühl von solcher Klarheit und Authentizität bei einem Künstler. Wie beseelt und anrührend sie das Largo der 3. Chopinsonate gestaltete, die von Liszt transkribierten polnischen Lieder von Chopin zelebrierte oder der Bartok-Suite alles schroffe nahm, war überwältigend. Yuna Nakagawa überzeugte vom ersten bis zum letzten Ton. Sie vereint Kraft und Leichtigkeit, technische Bravour und klangliche Tiefe. Es gab Bravorufe und viel Applaus für diese Ausnahmekünstlerin und sicher auch den Wunsch, diese großartige Pianistin bald wieder zu hören.
Im Anschluss an das Konzert lud die VHV alle Besucher zu einem sehr delikaten Bufett und Wein ein. So konnte der Abend mit musikalischen und kulinarischen Genüssen und bestimmt auch mit inspirierenden Gesprächen ausklingen.
Okka Mallek
Hannover, 20.04.2024
Der Künstlerinnen
Yuna Nakagawa
Yuna Nakagawa, geboren 1999 in Düsseldorf, erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren.
Mit zehn Jahren wurde sie als Jungstudentin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover in die Klasse von Prof. Karl-Heinz Kämmerling aufgenommen. Im Jahr 2012 setzte sie ihr Jungstudium an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf fort und bekam zwei Jahre Unterricht bei Prof. Yumiko Maruyama sowie später bei Prof. Barbara Szczepanska, wo sie ihr Bachelorstudium abschloss.
Im letzten Jahr Februar hat sie beim Internationalen Klavierwettbewerb unserer Chopin-Gesellschaft Hannover den ersten Preis gewonnen.
Shandra Konzok, Gesang
Ihre Liebe zum Theater und szenischer Arbeit entdeckte Sandra Konzok in ihrem Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock in dem Fach Pop- und Weltmusik mit Klassik. Seitdem ist sie regelmäßig an Musicalproduktionen als Darstellerin beteiligt. Von 2018 bis 2023 studierte sie im Bereich „Jazz Rock Pop“ an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und gründete dort 2019 zusammen mit der Pianistin Assia Livchina ein Chansonduo, mit dem sie regelmäßig konzertiert.
Assia Livchina, Klavierbegleitung
Assia Livchina wurde in einer musikalischen Familie in Moskau geboren. Die Pianistin begann ihre musikalische Karriere im Alter von 6 Jahren und beendete ihre Ausbildung an der Musikhochschule mit dem Abschluss Klavier. Zudem absolvierte sie eine Diplom-Zusatzausbildung im Fach Kammermusik an der Hochschule fürMusik und Theater Hannover. Assia Livchina spielt bei offiziellen und privaten
Programm
Kabaretteinlage I | Cabaret | Kinder, heut Abend, da such ich mir was aus | Ich steh weinend da | Die Kleptomanin | Birnbaum Rhapsodie |
Frédéric Chopin | Klaviersonate Nr. 3 h-Moll op. 58 |
Kabaretteinlage II | Maybe this time | Ein Neandertaler | Wenn ich mir was wünschen dürfte | Rinnsteinprinzessin | Nur nicht aus Liebe weinen | Hauptbahnhof von Paris |
Béla Bartók | Suite für Klavier solo op. 14 |
Franz Liszt | aus Chopin: Sechs polnische Lieder op. 74 |
Änderungen vorbehalten