7 | Klavierabend mit Yeon-Min Park

Der Traum ging in Erfüllung – Yeon-Min Park gab einen Klavierabend für die Chopin-Gesellschaft Hannover

Der Traum ging in Erfüllung – Yeon-Min Park gab einen Klavierabend in der Chopin-Gesellschaft.

„Schon als Studentin der Musikhochschule Hannover war es mein Traum, einmal in der Chopin-Gesellschaft zu konzertieren“, verriet die koreanische Pianistin Yeon-Min Park bei ihrer Begrüßung. Nun wurde der Traum wahr und der Klavierabend dieser sympathischen Künstlerin, den sie auf Einladung der Chopin-Gesellschaft Hannover in der Orangerie Herrenhausen gab, wurde zu einem ganz außergewöhnlichen Konzerterlebnis. Der programmatische Titel „An Franz, von Franz“ ließ bereits erkennen, dass es sich bei diesem Konzert um Werke von Liszt und Schubert handelt und die Verehrung für Schubert ausgedrückt wird.

Besonders nach seinem Tod wurde die Bedeutung Schuberts erkannt und viele Komponisten der Romantik verneigten sich vor seinem reichen Schaffen. Liszts Verehrung für den viel zu früh verstorbenen Komponistenkollegen brachte eine Fülle transkribierter Werke hervor. Die Poesie in Schuberts Liedern, mehr als 600 schuf er in seinem kurzen Leben, gepaart mit der kraftvollen Virtuosität, die Liszt den poetischen Kunstliedern in seinen Transkriptionen verlieh, bereichern die Klavierliteratur und sind für Pianisten eine große technische und musikalische Herausforderung. Yeon-Min Park hat mit einer sensiblen Herangehensweise und technischer Bravour eine Balance hergestellt zwischen Poesie und Virtuosität. Die Melancholie, der Reichtum an Modulationen, die sanfte Wehmut, die Schuberts Werken innewohnt, verloren nie ihre Bedeutung, während sie durch ihre frappierende Klaviertechnik die bravourösen und brillanten Läufe, Sprünge und Akkordkaskaden mühelos bewältigte. Die bekannten Textvorlagen, etwa „Der Erlkönig“ oder „Das Wandern“ wurden zu visionären Bildern, ja beinahe dramaturgisch verdichtet.

Das Wandern und die Ruhelosigkeit durchzogen dann auch das gesamte Programm. Schubert der Ruhelose. Auch Franz Liszt war nicht ausschließlich der Grandseigneur der Pariser Salons, auch er war in jungen Jahren der Suchende, der Zweifler, der Asket. Sein Frühwerk „Apparitions“ wird selten aufgeführt. Ein ganz originelles Werk mit rhythmischer Vielfalt, markanten Akkordbrechungen, Läufen und Sprüngen. Es enthält bereits eine Fantasie über einen Schubert-Walzer. Yeon-Min Park verfügt über die pianistischen Fähigkeiten, die dieses Werk beansprucht.

„Der Teufel soll es spielen, ich kann es nicht“, so lautet eine anekdotische Aussage Schuberts über seine „Wanderer-Fantasie“. In der Tat ist dieses groß angelegte viersätzige Werk eine klaviertechnische und musikalische Herausforderung. Akkord-Tremolie, rasante Oktavpassagen, Läufe und Sprünge beherrschen hier das Geschehen. Auch Anklänge an den „Wanderer“ sind zu erkennen. Yeon-Min Park überzeugte, legte aberwitzige Tempi vor und ernte jubelnden Applaus als verdiente Anerkennung für eine bravouröse und überzeugende Interpretation.

Yeon-Min Park ist eine Vollblutmusikerin. Sie spielt mit Leidenschaft, ist dem Publikum zugewandt und ist geprägt von einem unbedingten Klangwillen. „Widmung“ von Schubert/Liszt konnte sich das dankbare Publikum als Zugabe erklatschen und dann noch „La Campanella“, eine der Paganini-Etüden von Liszt, in atemberaubendem Tempo. Vielleicht als besonderes „Dankeschön“ an die Chopin-Gesellschaft erklang zum Abschluss das „Fantasie-Impromptu“ von Frédéric Chopin. Welch schönes Geschenk! Es war ein sehr besonderer Abend mit Yeon-Min Park.

Okka Mallek
Hannover, 21.09.2024


Die Künstlerin

© 2022 YEON-MIN PARK

Yeon-Min Park

Yeon-Min Park wurde in Mokpo, Korea geboren. Sie erwarb ihren Bachelor of Music an der Seoul National University unter Prof. Aviram Reichert und schloss ihr Masterstudium und ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover in der Klasse von Prof. Bernd Goetzke ab.

Schon bei ihrem ersten Solokonzert im Alter von 23 Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft, Konzertpianistin zu werden und machte hiernach eine steile Karriere. In den vergangenen Jahren wurde Yeon-Min Park Preisträgerin bei zahlreichen Wettbewerben, u.a. beim Wiener Beethoven-Wettbewerb, sowie weiteren Wettbewerben in Seoul (Korea), Darmstadt, Lyon (Frankreich), Suzhou (China), Hanoi (Vietnam) und Mayenne (Frankreich).

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Programm

Franz LisztApparitions, S. 155
Schubert/LisztSoirées de Vienne, S. 427 Nr. 6
Auf dem Wasser zu singen, S. 558 Nr. 2
Erlkönig, S. 558
Das Wandern, S. 565 Nr. 1
Der Wanderer, S 558 Nr. 11
Franz SchubertWandererfantasie op. 15

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