Zum Ende des Sommers gibt es in Hannover ein kulturelles Ereignis der Spitzenklasse: das Open-Air-Konzert der hannoverschen Chopin-Gesellschaft.
Seit 35 Jahren Open-Air-Konzerte. Die Chopin-Gesellschaft Hannover blickt zurück auf eine Erfolgsgeschichte
Zum Ende des Sommers gibt es in Hannover ein kulturelles Ereignis der Spitzenklasse: das Open-Air-Konzert der hannoverschen Chopin-Gesellschaft. Seit 35 Jahren lockt die klassische Musik tausende Musikliebhaber in den Georgengarten auf die große Wiese vor dem Wilhelm-Busch-Museum.
Wie die Präsidentin und der Vorstand der Gesellschaft in ihren Begrüßungsreden erläuterten, ist der Aufwand für die Konzerte beträchtlich, aber durch die Unterstützung großzügiger Förderer, sowie engagierter ehrenamtlicher Helfer und die Beiträge der Mitglieder der Gesellschaft ist es möglich, den Konzertbesuchern bei freiem Eintritt Musik auf höchstem Niveau zu präsentieren. Lediglich um eine Spende nach eigenem Ermessen in den Zylinder wird gebeten.
Wie in jedem Jahr spielte das Sinfonieorchester Hannover in bewährter Qualität unter seinem Dirigenten Tobias Rokahr. Auf dem Programm stand die Ouvertüre zu Wagners frühem Meisterwerk „Der fliegende Holländer“. In ihr sind bereits einige der populären Melodien dieser schaurig-dramatischen Oper enthalten. Rokahr führte das Orchester stringent und überzeugend durch diese mitreißende Musik, die den Fluch des holländischen Seefahrers beschreibt, der durch wilde Stürme tobt, bevor die Erlösung naht. Schon die Hörnerklänge zu Beginn des Werkes lassen die Dramatik dieser kraftvollen Oper erahnen. Dem Orchester gelang eine spannungsvolle Darbietung, die mit großem Beifall honoriert wurde.
Das Klarinettenkonzert Nr. 1 in f-Moll von Carl Maria von Weber gehört zweifelsfrei zu den meistgespielten Klarinettenkonzerten. Joscha Kremsler, Student an der Freiburger Musikhochschule, konnte mit seiner Interpretation dieses Werkes überzeugen. Traumhaft gespielte Kantilenen, ein romantisch musizierter zweiter Satz mit zauberhaften choralartigen Hörnermotiven und ein fröhlich-lebhaft gespielter Finalsatz entlockten den Zuhörern jubelnden Applaus. Mit einer launig-kecken Zugabe bedankte sich der junge Künstler und war danach auf der Wiese im Publikum zu sehen. Eine wohlverdiente Entspannung!
Nun wurde der große Konzertflügel auf das Podium geschoben. Jun-Ho Gabriel Yeo, ein junger Pianist und Preisträger renommierter Wettbewerbe, sprang für die erkrankte Marie Sophie Hauzel ein und spielte das Klavierkonzert Nr. 21, KV 467 von Wolfgang Amadeus Mozart. Souverän, schnörkellos und mit einer geradezu schwebenden Leichtigkeit gelang Jun-Ho Gabriel Yeo eine Interpretation, die vom ersten bis zum letzten Ton überzeugte. Besonders die scheinbar unendlich fließende Melodie des zweiten Satzes war ergreifend gespielt und dezent begleitet von den Streichern.
Zwei Zugaben konnte das begeisterte Publikum dem Pianisten entlocken, die Etüde Op. 10, Nr. 12 von Frédérik Chopin, die sogenannte Revolutionsetüde, und eine Sonate des italienischen Barockkomponisten Domenico Scarlatti.
Jetzt darf sich der Sommer verabschieden, es bleibt ja die Gewissheit, dass es im nächsten Jahr wieder ein Open-Air-Konzert auf der Wilhelm-Busch-Wiese gibt.
Okka Mallek
Hannover, 31.08.2025
Die Künstler
Jun-Ho Gabriel Yeo
Jun-Ho Gabriel Yeo (*1998 in Münster) lebt in Hannover, wo er derzeit in der Soloklasse bei Prof. Bernd Goetzke (HMTM Hannover) studiert. Seine Ausbildung am Klavier erhielt er außerdem ab dem Alter von 4 Jahren von Annette Strootmann (2002-2008), Prof. Karl-Heinz Kämmerling (2008-2012), Vassilia Efstathiadou (2012-2014), Prof. Matti Raekallio (2014-2015) und Prof. Jan Jiracek von Arnim (2015-2016) in Hannover und Wien (mdw). Weiterhin absolvierte er ein Masterstudium für Klavierkammermusik bei Prof. Boris Kusnezow und Prof. Jacques Ammon an der HMT Leipzig (2022-2024).

Joscha Kremsler
wurde 2005 in Tübingen geboren. Im Alter von 11 Jahren erhielt Joscha seinen ersten Klarinettenunterricht bei Michael Koch an der Musikschule in Mössingen, wechselte später zu Rudolf Mauz an die Musikschule Tübingen und begann 2021 sein Jungstudium bei Prof. Kilian Herold an der Musikhochschule Freiburg, bei dem er seit Oktober 2023 sein Bachelorstudium aufgenommen hat. Seine musikalischen Kenntnisse konnte er bei namhaften Klarinettisten und Professoren wie u.a. Sharon Kam, Prof. Johannes Peitz, Prof. Shirley Brill, Matthias Schorn, Prof. Johannes Gmeinder und Prof. Nicola Jürgensen erweitern.

Das Sinfonieorchester Hannover
Das Sinfonieorchester Hannover (ehemals JSO) gilt seit seiner Gründung 1961 durch Prof. Barbara Koerppen und Prof. Heinz Hennig als fester Bestandteil des Hannoverschen Kulturlebens. Es hat über 80 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 40 Jahren …
Tobias Rokahr, Dirigent
Tobias Rokahr, geboren 1972, ist Dirigent, Komponist und Hochschulprofessor. Aufgewachsen in Wolfenbüttel trat er bereits während seines Studiums in Hannover und Detmold als Komponist von Orchester-, Kammer- und Bühnenmusik hervor und verzeichnete Wettbewerbserfolge als Komponist sowie als Dirigent.
Programm
| Richard Wagner | Ouvertüre zu Der fliegende Holländer |
| Carl Maria von Weber | 1. Klarinettenkonzert f-Moll op. 73 |
| Wolfgang Amadeus Mozart | Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467 |
