Unsere Veranstaltungen in 2009
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im Georgengarten

Was würde die Kurfürstin sagen…?
Text von: Okka Mallek
Hannover, 09.08. 2009
Im königlichen Garten von Hannover fand bei angenehmen spätsommerlichen Temperaturen das 21. Open-Air Konzert der hannoverschen Chopin-Gesellschaft statt. Dank großzügiger Sponsoren konnte auch in diesem Jahr wieder eine hochkarätige Veranstaltung die Herzen mehrerer tausend Zuhörer erfreuen. Wie Bürgermeisterin Lange in ihrem Grußwort mit großer Begeisterung betonte, können die Hannoveraner stolz auf den Georgengarten sein und sicher wäre Kurfürstin Sophie überaus glücklich gewesen, hätte sie solch ein Ereignis in ihrem königlichen Garten erlebt.
Unter der Leitung seines Dirigenten Tobias Rokahr eröffnete das Junge Sinfonieorchester Hannover mit Wotans Abschied und Feuerzauber aus dem 3. Akt der Walküre das Konzert und verlegte den historischen Schauplatz in die Zeit altnordischer Mythen, Sagen und Märchen. Rokahr gelang es, die Dramatik des Werkes in eindrucksvoller Weise zum Ausdruck zu bringen, indem er seinen Musikern extreme Dynamik und ein hohes Maß an Spannung abverlangte.
Nach dieser fulminanten Introduktion wurde durch den mehrfach preisgekrönten koreanischen Sänger Hyo-Jong Kim ein Zaubergarten beliebter Opern- und Operettenmelodien entfaltet. Stimmgewaltig und mit stilistischer Sicherheit fesselte der Tenor die Hörer mit der Arie „il mio tesoro intanto“ aus Mozarts Don Giovanni, in welcher Ottavio das Schicksal seiner Braut beklagt. Puccinis Oper La Boheme mit ihrer hinreißenden Arie „Che gelida manina“ steigerte die Begeisterung des Publikums und nach Lehars „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette Land des Lächelns brach frenetischer Jubel aus, was den Künstler zu einer Wiederholung dieses musikalischen „Highlights“ veranlasste.
Eine Umbaupause auf dem Podium bot eine willkommene Gelegenheit zum Verzehr mitgebrachter Köstlichkeiten, bevor ein weiterer Programmhöhepunkt die Aufmerksamkeit der Hörer fesselte. Das zweite Klavierkonzert von Sergei Rachmaninoff entstand in den Jahren 1900/1901 nach einer schweren Schaffenskrise des Komponisten und genießt seit seiner Uraufführung eine enorme Popularität.
Der italienische Pianist Alberto Nosé beeindruckte mit diesem Werk durch technische Brillanz und musikalische Ausdrucksvielfalt. Allein der Kopfsatz mit seinen acht wie von Ferne tönenden glockenähnlichen Klängen ließ erkennen, dass Nosé ein wahrer Klangkünstler ist.
Mit Clair de lune aus Debussys Suite Bergamasque und einer Etüde aus Rachmaninoffs Etudes Tableaux als Zugabe und der Gewissheit, dass auch im nächsten Sommer wieder ein Open-Air Konzert stattfinden wird, endete ein gelungener Nachmittag.
Hyo-Jong Kim, Tenor, wurde 1982 in Seoul/Südkorea geboren und absolvierte nach einem Gesangstudium von 2003-2006 die Yonsei-Universität in seiner Heimatstadt mit Auszeichnung. Seit dem Wintersemester 2008/2009 studiert er in Berlin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in der Gesangs-klasse von Professor Scot Weir. Erste Konzerterfahrungen machte er 2008 u.a. als Solist bei dem Konzert „Rising Star“ in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sowie bei einem Konzert für den Bundespräsidenten im Schloss Bellevue. 2008 gewann Hyo-Jong in Berlin einen ersten Platz beim Internationalen Musik Festival-Wettbewerb sowie in Caglia/Italien verschiedene Preise beim Internationalen Gesangswettbewerb „Francisco Vinas“. 2009 in München erhielt er den 2. Preis beim Wettbewerb „Vokal genial“ und in Hannover den 1. Preis sowie den Publikumspreis beim Gesangswettbewerb der Walter und Charlotte Hamel-Stiftung.
Alberto Nosé, Klavier, wurde 1979 in Villafranca di Verona/Italien geboren und absolvierte, erst 17 Jahre alt, als Schüler von Prof. Laura Palmieri mit höchsten Auszeichnungen das F.E.Dall’Abaco-Konservatorium in seiner Heimatstadt. Seine Ausbildung setzte er dann von 2001-2005 bei den Professoren Franco Scala, Boris Petrushansky und Leonid Margarius an der Internationalen Piano Akademie „Incontri col Maestro“ in Imola fort, wo er abschließend als „Piano Master“ graduierte. Er nahm weiterhin an zahlreichen Meisterkursen bei berühmten Pianisten und Klavierpädagogen teil, u.a. bei Arie Vardie, Karl-Heinz Kämmerling, Alfons Kontarsky, Paul Badura-Skoda, Maurizio Pollini und Murray Perahia.
Nachdem er mit elf Jahren in Salzburg den Wettbewerb „Jugend für Mozart“ mit dem ersten Preis für sich gewonnen hatte, unternahm Alberto Nosé daraufhin seine erste Konzerttournee durch Italien, Frankreich und Österreich. Weitere Preise kamen in den Folgejahren hinzu: beim Chopin-Wettbewerb in Warschau (als dritter Italiener nach Maurizio Pollini und Corrado Rollero), bei Busoni in Bozen, Maj Lind in Helsinki, Long-Thibaud in Paris, in Parigi, London, Podenone und Venedig.
Zahllose Solokonzerte sowie mit Orchester unter bedeutenden Dirigenten in den berühmtesten Konzertsälen überall auf der Welt folgten. Alberto Nosé gastierte z.B. in der Carnegie Hall in New York, in der Royal Festival Hall in London, in der Philharmonie in Berlin, im Salle Pleyel in Paris, im Mozarteum in Salzburg, im Beethoven-Haus in Bonn, in der Liederhalle in Stuttgart und in vielen anderen mehr. Auch wurde er zu vielen bekannten Festivals eingeladen, nach Genf, Luzern, Madrid, Athen, Helsinki, Warschau, Seattle, Sao Paulo, Verona, Rom und Tokio. Alberto Nosé gibt auch seinerseits jetzt Meisterkurse, so am Konservatorium in Genf, am Mannes College of Music in New York sowie in Tokio. Er hat mehrere CDs und DVDs aufgenommen mit Werken von Mozart und Beethoven sowie von Johann Christian Bach.
Tobias Rokahr, Dirigent, wurde 1972 geboren und wuchs in Wolfenbüttel auf. Er studierte Schulmusik, Germanistik, Musiktheorie und Dirigieren an den Musikhochschulen in Detmold und Hannover. Er leitet das Junge Sinfonieorchester Hannover seit 1997 und die Helios Kammerphilharmonie Hannover seit 2002. Rokahr war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg. Teilnahme an internationalen Meisterkursen, Wettbewerbserfolge, CD- und Rundfunkproduktionen als Komponist wie als Dirigent. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist Rokahr seit 2003 Professor für Musiktheorie und Hörschulung an der Hochschule für Musik Rheinland-Pfalz in Mainz. 2004 Universitätspreis für exzellente Leistungen in der Lehre.
Programm |
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Richard Wagner |
Orchestermusik aus dem „Ring des Nibelungen" |
S. Rachmaninoff |
Klavierkonzert Nr. 2 Op.1 |
Unser Programm wird zusätzlich durch einen Gesangsbeitrag bereichert. Der Sänger oder die Sängerin, die in unserem Open Air Konzert auftritt, wird im März 2009 in einem Wettbewerb der WALTER UND CHARLOTTE HAMEL STIFTUNG ausgewählt werden. |