1 | Klavierabend

Mateusz Borowiak, Klavier | SOLVAY GmbH


Glanzvoller Start in ein neues Konzertjahr

Sympathisch, herzlich, liebenswürdig – so beschrieb Sookie Schober, Präsidentin der Chopin-Gesellschaft Hannover, in ihrer Begrüßungsansprache den Pianisten, der im Foyer der Firma Solvay und Abbott Products die diesjährige Konzertsaison einleitete. Mateusz Borowiak heißt der junge Künstler, und schon wenige Minuten nach seinem Auftritt war erkennbar, dass die beschriebenen Attribute ihn treffend charakterisieren. Zudem hatte er ein äußerst anspruchsvolles und interessantes Konzertprogramm mitgebracht. Borowiak ist mehrfacher Preisträger renommierter Wettbewerbe und konzertiert weltweit mit namhaften Orchestern und als Solist. 

Mit der Chaconne d-Moll aus der Violinpartita von Johann Sebastian Bach, in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni, eröffnete Borowiak das Konzert. Sein kraftvolles  Herangehen an dieses großartige Werk überzeugte und fesselte, denn es stimmte einfach alles. Tempo, Spannung, Dynamik und Tongestaltung waren extrem ausgereizt und ließen den Zuhörer gebannt zuhören.  
Die Mazurken von Frédéric Chopin muten wie eine zärtliche Liebeserklärung an die polnische Heimat Chopins an. Borowiak hat ebenfalls polnische Wurzeln und es war unverkennbar, dass er eine besondere Affinität zu diesen feinen, anrührenden Meisterwerken hat. Die vier Mazurken Opus 24 gestaltete er so intim, zart und mit singendem Anschlag, dass die Spannung fast greifbar wurde. Brillant und virtuos folgte das Andante spianato et Grande Polonaise. Während das Andante wie ein einleitendes Wiegenlied daher kommt und den Hörer mitnimmt in eine träumerische Welt der Melancholie, rütteln Fanfarenklänge wach und leiten die Polonaise, einen stolzen, rhythmisch pulsierenden Tanz, ein. Borowiak verfügt über eine so großartige Klaviertechnik, dass unter seinen Händen eine Leichtigkeit und klangliche Fülle entsteht, die zudem mit erfreulicher Frische und gut überlegter Interpretation einen Konzertabend zum Erlebnis werden lässt. Mit Esprit gestaltete er Chopins Impromptu Nr. 2 in Fis-Dur mit dem schlichten Einleitungsmotiv und perlenden Läufen im Mittelteil. 

„Schlaf sanft, mein Kind, schlaf sanft und schön! Mich dauert’s sehr, dich weinen sehn.“ Mit diesem Vers aus Herders schottischen Volksweisen hat Johannes Brahms das erste seiner drei Intermezzi Opus 117 überschrieben. „Wiegenlieder meiner Schmerzen“, so soll Brahms gelegentlich diese drei Charakterstücke genannt haben. Dieses beeindruckende Bekenntnis lässt ahnen, wie  ernst der Melancholiker Brahms in seinen späten Lebensjahren zunehmend wurde. Introvertiert und nachdenklich, fast schon impressionistisch anmutend und mit einer  Aura der Vergänglichkeit gelang es Mateusz Borowiak, diese ganz besondere Stimmung dem Hörer nahe zu bringen. 
Ein fulminantes Feuerwerk riss den Zuhörer aus dem Bann des Elegischen. Mit Liszts ungarischen Rhapsodien Nr. 2 und Nr. 6 krönte Borowiak seinen Klavierabend und bewies eine gekonnte Gratwanderung zwischen Virtuosität und Seriosität. Die technischen Herausforderungen dieser Stücke sind kaum zu überbieten und manchmal schien Hexerei am Werk zu sein, wenn die Hände nur noch in atemberaubender Geschwindigkeit Bewegungen ausführten, die mit dem Auge nicht nachvollziehbar waren. Das klangliche Resultat war umso ergreifender. Trotz des technisch und musikalisch anspruchsvollen Programms kam der Zuhörer noch in den Genuss eines zugegebenen Nocturnes und eines Walzers von Chopin.

Jubelnder Applaus für einen hervorragenden Interpreten!

Okka Mallek
Hannover, 24.01.2015

Mateusz Borowiak 

studierte an der Guildhall School of Music and Drama der Universität in Cambridge sowie als Schüler von Professor Andrzej Jasinski an der Karol Szymanowski-Musikakademie in Katowitz. 

Er errang zahlreiche Preise, so den 3. Preis und den Musiq3 Publikumspreis beim Reine Elisabeth Piano Wettbewerb in Brüssel (2013); eine Goldmedaille und den 1. Preis sowie den Preis für den jüngsten Finalisten und für die beste Interpretation der Musik von Isaac Albéniz beim 57. Maria Canals Internationalen Piano Wettbewerb in Barcelona (2011); den 1. Preis und den Publikumspreis beim 21. Rina Sala Gallo Internationalen Piano Wettbewerb (2010) in Monza; den 1. Preis beim Yamaha Musik Stiftung Europa Piano Wettbewerb (2011); den Contemporary Preis  beim 19. Cleveland International Piano Wettbewerb (2011); den Harriet Cohen Gedächtnis Preis (2010), den 1. Preis für Tasteninstrument beim Royal Overseas League Musik Wetbewerb in London (2006), und den Gawon International Music Society Preis in Seoul (2014). 

Aufgetreten als Solist ist Mateusz an Veranstaltungsorten wie den Barbican und Cadogan Hallen, dem Palais des Beaux-Arts (Brüssel), Salle Cortot, Kulturkreis Gasteig, Real Academia de Espana, in Zelazowa Wola – Chopins Geburtsort, Wiener Saal Mozarteum,  Sejong Arts Center (Seoul), Snape Maltings, Concertgebouw (Brügge), West Road Concert hall (Cambridge), Salle Gothic, Wigmore Hall, Auditorio Nacional de Musica (Madrid), Flagey, Royal Lazienki Palace, L’Auditori Barcelona, Palau Nacional, Adan Martin Auditorio, Liszt Grand Hall (Budapest), L’Auditori Manuel de Falla, Beijing National Center for Performing Arts sowie in der Großen Shostakovich Halle (St. Petersburg). An folgenden Festivals hat er teilgenommen: Oestbelgien Festival, King’s Lynn Festival, Royal City of Krakow Piano Wettbewerb, Lower Machen Festival, Isaac Albéniz Festival de Camprodon, Northern Aldborough Festival, am 69. Internationalen Chopin Festival in Duszniki, Stratford on Avon Festival, am 45. und 46. Festival Polnischer Pianisten sowie am  Cambridge Festival. Er ist in Tschechien, Lettland, der Slowakei, der Ukraine und in den USA aufgetreten.

Er hat mit den folgenden Orchestern und Ensembles gespielt: Philharmonisches Orchester St. Petersburg, London Mozart Player, Orchestre National de Belgique, Royal Flemish Philharmonic, Polish National Radio Symphony Orchestra, Orquestra Sinfonica del Valles, EU Chamber Orchestra, Silesian Chamber Orchestra, Orquestra Sinfonica de Madrid, Cambridge University Chamber Orchestra, Sinfonietta Cracovia, Orchestre Royal de Chambre de Wallonie, Bilbao Orkestra Sinfonika, Bialystok-, Katowice-,  Czestochowa-, Jelenia Gora- und Wroclaw- Philharmonic Orchester, Pommern Philharmonie, Sinfonia Baltica, Silesian String Quartet, Orquestra Ciudad de Granada sowie Orquestra Sinfonica de Tenerife. Mateusz hat mit folgenden Dirigenten zusammengearbeitet: Marin Alsop, Andrey Boreyko, Edo de Waart, Günter Neuhold, Michael Hofstetter, Martin André,  Kenneth Woods, Paul Bateman, Massimiliano Caldi, Salvador Brotons, Alan Buribayev, Guillermo Garcia Calvo, Tomasz Bugaj, Michal Klauza, Jerzy Kosek, Joseph Swensen, Tadeusz Strugala, Benjamin Schwartz und Eivind Aadland.

Viele seiner Konzerte sind von nationalen Fernseh- und Radiostationen in Schweden, in der Slowakai, in Estland, Frankreich, Spanien, Belgien, Ungarn, im Vereinigten Königsreich und in Polen übertragen worden (hier Radio-Übertragungen als Teil der Geburtstagsfeierlichkeiten von Chopin 2010, von Lutoslawski 2013 und von Panufnik 2014). Mateusz erste CD mit Louis Pelosi’s 13 Präludien und Fugen wurde im Oktober 2012 von KAPS Records, New York, herausgebracht. 2014 erschienen bei Naxos Records zwei CDs,  „Mateusz Borowiak Live beim Queen Elisabeth Wettbewerb 2013“ sowie 15 Klaviersonaten von Antonio Soler.

Programm

Bach-Busoni Chaconne in D Minor, BWV 1004
ChopinMazurkas Op. 24
Andante Spianato et Grande Polonaise Brillante in E flat Major, Op. 22
Impromptu in F sharp Major No. 2, Op. 36
Brahms3 Intermezzi Op. 117
LisztHungarian Rhapsodies 2 and 6