21. Oktober 2014 – HAZ

Von fremden Ländern

Die Chopin-Gesellschaft in der Orangerie Herrenhausen

VON LUDOLF BAUCKE 


Mit zwei Neuerungen präsentierte sich die Chopin-Gesellschaft Hannover am Wochenende in ihrer Soirée. Sie lud zum einen in die Herrenhäuser Orangerie ein, im Gegensatz zum über Jahre gewohnten benachbarten Wilhelm-Busch-Museum ist das ein akustisch besserer Raum. Dieser soll nun auch künftig genutzt werden, und das passt gut zu den städtischen Plänen, das Herrenhäuser Ensemble als winterliches Kulturzentrum zu aktivieren. Zum andern hatte sich die Chopin-Gesellschaft mit dem Klavierprofessor Bernd Goetzke verbündet. Aus dessen Klavierklasse kamen zehn junge Talente, darunter sieben Pianistinnen aus allen Phasen des Studiums von der Vorklasse des Instituts zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter bis zur Soloklasse.

Weil kaum ein Talent Musik seines Heimatlandes spielte, eignete sich Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ vorzüglich als Motto. Das Charakterstück wurde vom sehr jungen Florian Albrecht als nachdenkliche Visitenkarte gespielt

Spieltechnisch Kniffliges von Brahms, Schumann und Liszt prägte einen Gutteil des Programms, doch anregender gerieten andere Erkundungen. Die Südkoreanerin Sae-Nai Kim etwa gestaltete drei Ginastera-Tänze aus einem Guss. Ihre chinesische Kollegin Chia-Chen Chiang kostete die Anmut in Beethovens Sonate op. 54 mit viel Fingerspitzengefühl aus. Eine weitere Pointe lieferte Narmin Narafli. Die aus Aserbaidschan stammende Pianistin gestaltete Ligetis Etüde „Arc-en-ciel“ so plastisch und so elegant, dass die Musik ihren modernistischen Schrecken verlor. Viel Beifall und seitens der Chopin-Gesellschaft die Zusicherung, dass weitere Klavierklassen eingeladen werden.