Liebesschmelz auf der Wiese
Wie ein Abschied vom Sommer: Open -air der Chopin-Gesellschaft läuft unter besten Voraussetzungen
VON GÜNTHER HEISS
HANNOVER. Sommer, Sonne, Sarasate – damit hat die Chopin –gesellschaft Hannover wieder einen perfekten Dreiklang in den Georgengarten gezaubert. So schön kann ein Open-air-konzert sein, wenn das Wetter mitspielt und die Künstler erstklassig sind. Und das in diesem Jahr zum 31.Mal!
Rund 7000 Klassikfans zog es auf die große Wiese vor der Orchesterbühne in den Herrenhäuser Gärten- mit Picknickkorb, Bollerwagen und Klappstuhl. Und natürlich müssen dann auch konzertante Schlachtrösser auf dem Programm stehen: wie etwa Khatchaturian, Sarasate und Tschaikowski. Im Mittelpunkt die Carmen Fantasie von Pablo Sarasate mit der jungen Geigerin Ioana Cristina Goicea. Sie holte aus dem Bravourstück alles heraus: Zigeunertimbre, Liebesschmelz und traumhaft sichere Doppelgriffe – trotz Hitze alles sauber präsentiert.
Eingeheizt hatte der Chefdirigent Tobias Rokahr seinem Jungen Sinfonieorchester Hannover schon vorher mit einigen Stücken aus Khatchaturians Gayanehsuite. Auch denen schien die Hitze nichts auszumachen. Mit kompromisslos direkter Geste brachte er das Orchester zum Funkeln. Aber auch mild melancholische Passagen wurden nachdenklich ausgespielt, und manchmal wehte schon so etwas wie ein Abschied vom Sommer über die Wiese.
Nach der Pause Tschaikowskis b-moll Klavierkonzert mit dem georgischen Pianisten Luka Okros. Der begann erst ein bisschen gemütlich, nahm sich Zeit und ließ sich vom Dirigenten willig mit dem Orchester koordinieren. Zum Schluss des zweiten Satzes nahm er deutlich Fahrt auf und fand im letzten dann zu dem virtuosen Schwung, der dieses Stück so unverwüstlich macht. Da waren dann auch zwischendurch die Lautsprecher etwas überfordert – aber dafür ist es eben Open Air.
Starker Beifall für Pianisten und Orchester. Noch einige Klavierzugaben waren nötig, bis sich die Begeisterung des Publikums legte.