Ein tierisches Vergnügen. Die Chopin-Gesellschaft Hannover startet mit dem „Karneval der Tiere“ in das neue Konzertjahr
Ein tierisches Vergnügen. Die Chopin-Gesellschaft Hannover startet mit dem „Karneval der Tiere“ in das neue Konzertjahr
Mit großem Vergnügen konnten zahlreiche Konzertbesucher einen humoristischen und kurzweiligen Konzertnachmittag in der prachtvollen Galerie des barocken Schlosses Herrenhausen erleben.
Die Chopin-Gesellschaft Hannover startete ihre diesjährige Konzertreihe mit der „Grande fantasie zoologique“ von Camille Saint-Saëns, die unter dem Titel „Karneval der Tiere“ große Bekanntheit erlangt hat. Achtzehn humoristische kurze Stücke beschreiben einen Karneval, den die Tiere, die des Nachts den Zoo verlassen, erleben.
Nicht nur die anwesenden Kinder, für die die ersten Reihen reserviert waren, hatten ihre Freude, wenn die Hühner durcheinander gackerten, die Elefanten träge im dreiviertel Takt tanzten oder die Schildkröten sich bemühten, den schwungvollen Can Can ihrem Tempo gemäß vorzuführen, wobei Offenbachs berühmter Tanz liebevoll parodiert wird. Auch Meister Czerny kommt zu Ehren, wenn die Pianisten sich mit Fingerübungen warm spielen. Welcher Pianist kennt nicht die ewigen Tonleiterstudien durch alle Tonarten?
Studentinnen und Studenten der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bildeten eine musikalische Einheit auf hohem Niveau. Sehr hingebungsvoll gestaltete die Cellistin Cecilia Camón Botella den über den See gleitenden „Schwan“, wobei das Ensemble sie dezent begleitete. Besonders die Sprechrolle, die Jan Busse sehr überzeugend präsentierte, gab dem Geschehen eine besondere Leichtigkeit. Spannend kommentierte er jeden einzelnen Auftritt vom majestätischen Löwen bis zum Finale, in dem alle Tiere sich versammelten, und spannte so einen großen Bogen um die Suite. Es gab jubelnden Beifall für eine großartige Leistung.
Zwei weitere Studierende der HMTMH, Seung Yeop Sim und Xuan Liu präsentierten sich nach der Pause mit solistischen Darbietungen. Seung Yeop Sim, einer der Preisträger des Klavierwettbewerbs der Chopin-Gesellschaft Hannover im Jahr 2022, entführte das Publikum mit dem ersten Band der Sammlung „Image“ von Claude Debussy in impressionistische Klangräume. Besonders das erste der drei Bilder „Reflets dans l`eau“ bestach durch Brillianz, und man sah vor dem geistigen Auge die Wasserfontänen im Sonnenlicht glänzen. Mit erstaunlich sparsamen Mitteln werden in diesen Werken große Klangwirkungen erzeugt.
Nach Debussys imaginärer Klangmalerei setzte Xuan Liu mit den drei Mazurken op. 63 von Frederic Chopin Kontraste. Der tänzerische Charakter des polnischen Volkstanzes ist in diesen Stücken unverkennbar, obwohl es keine ausgesprochenen Tanzstücke sind. Xuan Liu hat den lyrischen und poetischen Gehalt lebendig, originell und mit viel Feingefühl dargeboten.
Mit den Variationen über ein Thema von Joseph Haydn von Johannes Brahms, in der Fassung für zwei Klaviere, kamen beide Solisten des Abends noch einmal gemeinsam auf das Podium. Die acht Variationen über den „Chorale St. Antoni“ und die grandiose finale Passacaglia wurden von den Künstlern in raffinierter Dramaturgie und mit orchestraler Klangfülle sehr eindrucksvoll gestaltet.
Es gab viel Applaus für einen gelungenen Konzertnachmittag.
Okka Mallek
Hannover, 7. Januar 2024
Die Künstler
Preisträger unseres Klavierwettbewerbs 2023
Seung Yeop Sim, Klavier Solo und Duo
Studierende der HMTMH
Xuan Liu, Klavier Solo und Duo
Christopher Jan Busse, Sprecher
Jun Chen und Mayako Higuchi, Klavier
Yoshie Okura und Juliane Witt, Violine
Hannah Geißler, Viola
Cecilia Camón Botella, Cello
Sanghee Han, Kontrabass
Ingvild Ness, Querflöte
Wei-Ti Lin, Klarinette
Sven Trümper, Schlagzeug
Programm
Camille Saint-Saëns | DER KARNEVAL DER TIERE Zoologische Fantasie für 2 Klaviere, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Flöte, Klarinette, Glasharmonika und Xylophon | Studierende der HMTMH |
Claude Debussy | Images I | Seung Yeop Sim |
Frédéric Chopin | Drei Mazurken op. 63 | Xuan Liu |
Johannes Brahms | Variationen für zwei Klaviere über ein Thema von Joseph Haydn op. 56b | Seung Yeop Sim / Xuan Liu |