7 | Klavier­abend mit François Dumont

Kontrollierte Leidenschaft – François Dumont mit Werken von Chopin bei der Hannover Rück SE

Kontrollierte Leidenschaft – François Dumont mit Werken von Chopin

Ausverkauft hieß es, als die Chopin-Gesellschaft Hannover zu ihrem traditionellen Konzert am Beginn der Adventszeit einlud und mit Wein, Gebäck und weihnachtlichem Schmuck dem Klavierabend des französischen Pianisten François Dumont einen feierlichen Glanz verlieh. Das Konzert fand in den Räumen der Hannover Rück SE Versicherung statt.

Ausschließlich Werke von Frédéric Chopin standen auf dem Programm. Musik der Romantik, die mit feuriger Leidenschaft, schwärmerischer Empfindsamkeit und eleganten französischen Salons assoziiert wird. Denkt man an Pianisten wie Vladimir Horowitz, der mit nur angedeuteten emotionalen Ausbrüchen sein Publikum in Raserei versetzen konnte oder an Martha Argerich, die mit exzentrischer Risikobereitschaft die Musikwelt im Sturm eroberte, folgte François Dumont den Werken Chopins mit klarem Sachverstand und eher kontrollierter Leidenschaft. Sein Spiel fasziniert durch Präzision, technische Perfektion und eine subtile, sehr feine Klangkultur. Als Preisträger der bedeutendsten Klavierwettbewerbe weiß Dumont, dass es auf diese Qualitäten ankommt, wenn der harte Weg des sich Vergleichens zum Erfolg führen soll. Erfolg hatte der sympathische Franzose bereits bei der Chopin-Gesellschaft Hannover, als er im Jahr 2014 einen Klavierabend mit Werken von Schumann, Chopin und Liszt gab.

Die romantische Epoche ist ihm ein Anliegen, und passend zum Programm stellte er den Abend unter das Motto l‘âme d‘un visionnaire – die Seele des Visionärs. Somit folgte Dumont den Spuren zurück in die französischen Salons, wo Chopin selbst mit improvisatorischer Leichtigkeit Klänge von ungeahnter Pracht entfaltete. Dumont öffnete den Blick für die Freiheit der Form, für das von Chopin so geschätzte Belcanto, das Singen am Klavier und die Entwicklung musikalischer Gedanken. Ob in den zärtlich verträumten zwei Nocturnes Op. 62, den virtuosen vier Balladen oder der zauberhaften Berceuse Op. 57 – in allen Werken dominierte Erhabenheit statt Sentimentalität. Es waren die feinen Nuancen, die Noblesse und die Klangschönheit, die den Abend so Besonders machten. Virtuosität wurde nie zum Selbstzweck, selbst donnernde Oktavpassagen am Ende der g-Moll Ballade gelangen mit sparsamen Bewegungen und absoluter Kontrolle, und  auch bei virtuosen Sprüngen und Läufen entfernten sich die Hände kaum von der Klaviatur. Mittelstimmen wurden besonders in der Barcarolle herauskristallisiert, wobei die recht komplizierte Pedalisierung dieses sich im 12/8tel Takt wiegenden Gondelliedes immer präzise war.

Zwei Zugaben, natürlich von Chopin, rundeten den Abend ab. Der sogenannte Minutenwalzer und ein zärtlich verträumtes Nocturne.

Okka Mallek
Hannover, 02.12.2023


Der Künstler

© Joseph Berardi

François Dumont

François Dumont ist Gewinner einiger der größten internationalen Klavierwettbewerbe, nämlich des Chopin-Wettbewerbs in Warschau, des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel, des Clara-Haskil-Wettbewerbs in Vevey und der Piano Masters of Monte-Carlo. 

Der gebürtige Lyoner ist Schüler von Pascale Imbert, Chrystel Saussac und Hervé Billaut. Mit vierzehn Jahren trat er in das Pariser Konservatorium in die Klasse von Bruno Rigutto ein.

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Programm

Frédéric ChopinZwei Nocturnes op. 62
Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61
Berceuse Des-Dur op. 57
Barcarolle Fis-Dur op. 60
Scherzo op. 39
Ballade g-Moll op. 23
Ballade F-Dur op. 38
Ballade As-Dur op. 47
Ballade f-Moll op. 52