2 | Klavier und Gesang


Fünf Künstler überzeugen in drei Sonderkonzerten

Okka Mallek
Hannover, 18.03.2012 

Freunde des Bellcanto und der virtuosen Klaviermusik dürften am vergangenen Wochenende im Hardenbergschen Haus auf ihre Kosten gekommen sein, denn dort präsentierten sich fünf junge Musiker auf Einladung der Chopin-Gesellschaft. Die Sopranistinnen Sonja Saric und Jinsook Lee sowie der Bariton Samuel Hasselhorn trugen ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm mit Kunstliedern und Arien aus Oper und Operette vor, wobei sie von Luiza Borac und Gintaras Janusevicius vortrefflich begleitet wurden. Alle drei Gesangssolisten sind Stipendiaten der Walter und Charlotte Hamel Stiftung und die Pianisten Preisträger des Wettbewerbs der hannoverschen Chopin-Gesellschaft. 

Der intime Rahmen des Hardenbergschen Hauses zeigte sich als geeignetes Forum für einen Kunstgenuss dieser Art. Die Salonatmosphäre kam besonders den Liedern von Franz Schubert zugute, feinfühlig und mit warmem Timbre einwandfrei von Samuel Hasselhorn vorgetragen. Jinsook Lee bewies mit sauberer Intonation, dass auch die berühmte „Rachearie“ aus Mozarts Zauberflöte in kleinen Salons hervorragend zur Entfaltung kommen kann. Immerhin verlangt dieses anspruchsvolle Gesangstück einen Tonumfang von zwei Oktaven. Die Koreanerin bewältigte ihn mühelos.

Die Pianisten, so sieht es das Konzept dieser Sonderkonzertreihe vor, spielten außerdem ein Soloprogramm. Luiza Borac glänzte mit drei Preludes von Debussy,    wobei dessen 150. Geburtstag geehrt wurde, und einer bemerkenswerten Darbietung der 1933-35 entstandenen Sonate op. 24 von George Enescu, dem bedeutendsten rumänischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Enescu vereint in seinen Werken traditionelle Folklore mit klassischer Architektur. Seine groß angelegte Klaviersonate mit ihrer bizarren Melodik und perkussiven Struktur ist für Pianisten wie für Zuhörer eine Herausforderung und fordert ein hohes Maß an Konzentration. Luiza Borac hat sich der Komposition ihres großen Landsmanns offensichtlich sehr tiefgründig gewidmet und es gelang dieser großartigen Pianistin in einzigartiger Weise, dieses  musikalische Monument schlüssig und überzeugend zu präsentieren.

Gintaras Janusevicius wählte als Soloprogramm das Konzert D-Dur von Vivaldi-Bach. Hierbei handelt es sich um ein Violinkonzert von Vivaldi, das J.S. Bach für das Cembalo transkribierte. Janusevicius spielte kraftvoll, orchestral und spannungsreich. Ebenso überzeugte der Künstler mit Beethovens früher, viersätziger Sonate D-Dur Op. 10, drei Walzern von Chopin und „Grand Galop Chromatique“ von Liszt. Sein klangvolles, herzerwärmendes und immer unprätentiöses Spiel lockte viel Beifall hervor. 

Zum Ausklang gaben sich alle fünf Künstler die Ehre und ließen „Lippen schweigen“ mit Lehars bekannter Operettenarie.

Luiza Borac,

gebürtige Rumänin, begann ihre Musikausbildung mit vier Jahren und erlangte ihr Abitur am „George Enescu Musikgymnasium“ für Hochbegabte in Bukarest, schloss dann an der Musikakademie Bukarest mit der höchsten Auszeichnung ab. Nach der rumänischen Revolution ermöglichte ihr das Stipendium der Chopin-Gesellschaft Hannover das weitere Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, wo sie mit höchsten Auszeichnungen abschloss und mehrere Jahre als Assistentin von Professor Karl-Heinz Kämmerling arbeitete. Meisterkurse an der Juilliard School of Music New York, der Como International Piano Foundation, den Holland Music Sessions und der Salzburger Internationalen Sommerakademie vervollständigten ihre Ausbildung. 

Sie ist Gewinnerin des BBC Music Magazine Award 2007 sowie weiterer rund 30 internationaler Preise und Auszeichnungen, darunter zahlreiche Erste Preise, und besticht durch ihre souveräne Bühnenpräsenz, ihre leidenschaftlichen Interpretationen und eine erstaunliche Technik. 

Einen besonderen Schwerpunkt in Luiza Boracs musikalischen Interessen bildet der rumänische Komponist George Enescu (1881–1955). Sein Klavierwerk spielte sie vollständig ein. Sie ist zur Zeit Doktorandin der Musikakademie Bukarest im Fach Musikwissenschaft, wo sie ihre Arbeit diesem Komponisten widmet.

Luiza Borac spielte mehrere Benefizkonzerte für die Straßen- und Waisenkinder Rumäniens. Im Februar 2009 folgte Luiza Borac der Einladung des Organisationskomitees des Internationalen Klavierwettbewerb Gina Bachauer, als „Musik-Botschafterin“ im Rahmen des Projektes „Music-In-Our-Schools“ zu wirken, wo sie ca. 3000 Kinder für klassische Musik begeisterte.

Sonja Saric 

wurde 1990 in Sombor in Serbien geboren. Schon in der Grundschule erwarb sie ihre erste Musikausbildung und setzte dies fort bei den Musikprofessorinnen Arleta Strangaric Steta und Ilona Varga. Seit Oktober 2009 studiert sie Sologesang an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim in der Klasse von Professorin Snezana Stamenkovic. 

Sie hat an verschiedenen nationalen und internationalen Gesangswetbewerben teilgenommen und konnte dabei zwölf Mal den ersten Preis gewinnen. Außerdem war sie Halbfinalistin im Internationalen „Queen Elisabeth“ Gesangswettbewerb 2011 in Brüssel. Seit Juni 2011 ist sie Stipendiatin der Walter und Charlotte Hamel Stiftung.

Gintaras Janusevicius 

wurde 1985 in Moskau in einer Musikerfamilie geboren, zog 1987 nach Litauen und bekam mit vier Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Nach dem Schulabschluss studierte er ein Jahr an der Litauischen Akademie für Musik und Theater und wechselte 2004 nach Hannover, wo er bis heute bei Prof. Vladimir Krajnew (im April 2011 verstorben) und Prof. Bernd Götzke (ab Oktober 2011) sein Klavierstudium fortsetzt. 

2002 gewann Gintaras Janusevicius den Grand Prix bei dem internationalen Chopin-Wettbewerb in Estland. Danach folgten diverse Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben in Deutschland, Russland, Spanien, China, Italien und Kanada.

Als Pianist spielte Gintaras bei berühmten Festivals u.a. bei den Dresdner Musikfestspielen, Pazaislis Music Festival, Braunschweiger Classix, Festival Besancon etc. Seit 2008 ist Gintaras der künstlerische Leiter der Kammermusikreihe „Plathner’s Eleven“, die erfolgreich in Hannover, sowie in anderen deutschen Städten zu hören ist. 

Jinsook Lee 

wurde 1984 in Süd-Korea geboren und begann im Alter von 18 Jahren ihre Gesangsausbildung. Von 2003 bis 2006 setzte sie ihre Gesangsausbildung an der Suwon Universität in Südkorea fort. Im Rahmen ihres Universitätsstudiums sang sie 2006 die Partie der Dido in „Dido and Aeneas“ von H. Purcell und die Partie der Adina in „L’elisir d’amore“ von G. Donizetti. Weitere Bühnenerfahrung sammelte sie 2008 in der Rolle der Susanna aus „Le Nozze di Figaro“ und der Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“ von W. A. Mozart. Seit 2009 studiert die Sopranistin bei Prof. Monika Bürgener an der Hochschule für Musik Würzburg. Sie ist 1. Preisträgerin des Armin-Knab-Wettbewerbs 2011 für Gesang. Seit der Spielzeit 2011 tritt sie als Gast am Mainfrankentheater Würzburg auf, wo sie in Wagners „Parsifal“ als Blumenmädchen sang. 2011 war sie Stipendiaten der Richard Wagner-Stipendienstiftung.

Samuel Hasselhorn 

wurde 1990 in Göttingen geboren und erhielt seinen ersten Gesangsunterricht bei Gritt Raabe. Er ist Bundespreisträger bei „Jugend Musiziert“ in der Kategorie „Gesang Solo“. 

Samuel studiert seit Oktober 2008 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover Operngesang bei Prof. Marina Sandel. Seit Oktober 2009 ist er zusätzlich in der Liedklasse bei Prof. Jan-Philip Schulze. Ab Oktober 2010 studiert er auch Gesangspädagogik bei Prof. Marina Sandel und Prof. Sabine Ritterbusch in Hannover. Er ist Stipendiat der Walter und Charlotte Hamel Stiftung und ist Preisträger des Bundeswettbewerbs Gesang 2010 in Berlin. Samuel erhielt zudem einen Förderpreis der Paul Lincke Gesellschaft. Meisterkurse belegte er bei Helen Donath, Annette Dasch, Hakan Hagegard und Prof. Anne Le Bozec. Weitere musikalische Impulse erhielt er von Prof. Jörg Straube, Prof. Carol Richardson und Ralf Popken. 

Samuel Hasselhorn gab bereits mehrere Liederabende und war als Solist unter anderem im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, dem Mozart-Requiem, der Carmina Burana, dem Messias und der Nelson-Messe von Haydn zu hören. Als Solist war er mit dem Landesjugendchor Niedersachsen sowie dem Norddeutschen Figuralchor zu hören, außerdem konzertierte mit den Dirigenten Prof. Jörg Straube und Prof. Georg Grün, mit dem Göttinger Symphonie-Orchester, dem Barockensemble L’Arco sowie der Musica Alta Ripa und trat beim Schumann-Festival in Hannover auf.