Kindertrio Kropfitsch; Solenne Païdassi, Violine; Claire Huangci, Klavier; Tristan Cornut, Cello | Beethovensaal des HCC
Lichtgestalten im hannoverschen Beethovensaal
Okka Mallek
Hannover, 10.11.2013
Ein in mancher Hinsicht ungewöhnliches Konzert veranstaltete die Chopin-Gesellschaft Hannover in Kooperation mit der hannoverschen Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG im Beethovensaal des HCC – Hannover Congress Centrum. Besonders zwei Musikerinnen gelang es, den Abend mit außergewöhnlichem Klangreichtum in ein unvergessliches Erlebnis zu verwandeln; der Pianistin Claire Huangci und der Violinistin Solenne Païdassi – Lichtgestalten des Abends.
Zu Beginn war ein Trio, bestehend aus drei jugendlichen Geschwistern im Alter von neun bis sechzehn Jahren, mit einer Komposition ihres Vaters zu hören. Ein rhythmisch prägnantes viersätziges Werk, speziell für junge Musiker konzipiert, mit fast swingenden Elementen und originellem Anklang an ein bekanntes französisches Kinderlied. Die engagierten und gut aufeinander eingespielten jungen Künstler studieren bereits an einer Wiener Privatuniversität.
Hochprofessionell wurde das Programm fortgesetzt mit Robert Schumanns Fantasiestücken Opus 73 für Cello und Klavier. Sie wurden von dem Solocellisten der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Tristan Cornut, mit exzellenter Intonation und klanglicher Vielfalt sehr überzeugend dargeboten. Den Klavierpart übernahm wunderbar einfühlsam und mit reicher Farbschattierung die Pianistin Claire Huangci. Ursprünglich für Klarinette und Klavier komponiert, hat Schumann in diesem sehr reizvollen dreisätzigen Werk trotz des unterschiedlichen Charakters der einzelnen Sätze eine poetische Ganzheit geschaffen, die sich seit ihrer Entstehung im Jahr 1849 großer Beliebtheit erfreut.
Wer die Geigerin Solenne Païdassi einmal gehört hat, kann süchtig werden – sofern er anfällig für den Zauber des Geigenklanges ist. Die 1985 in Frankreich geborene Violinvirtuosin, die bereits mit Sarasates Zigeunerweisen im Sommer 2011 beim Open Air Konzert der Chopin-Gesellschaft Furore machte, war hier mit der Introduktion et Rondo capriccioso Opus 28 von Camille Saint-Saëns zu hören. Païdassi scheint wie eine Magierin die Töne in den Raum zu schicken. Mit warmem Tembre, zart und innig lässt sie die Geige singen. Dennoch ist ihr Spiel von großer Kraft und Intensität geprägt. Kongenial wurde sie begleitet von Claire Huangci, die zuvor eine solistische Glanzleistung mit der Transkription der Tannhäuser-Ouvertüre von Franz Liszt vollbracht hat. In dieser gewaltigen Konzert-Paraphrase kommen alle Register virtuosen Könnens zum Einsatz. Claire Huangci meisterte mühelos und bravourös dieses anspruchsvolle monumentale Werk. Die 1990 geborene Pianistin, die bereits eine beachtliche Solokarriere vorzuweisen hat und mit namhaften Orchestern konzertiert, gilt als herausragende Künstlerpersönlichkeit ihrer Generation.
Mit Mendelssohns Klaviertrio d-Moll Opus 49 haben Solenne Païdassi, Claire Huangci und Tristan Cornut einen facettenreichen Konzertabend beendet. Ein Trio aus so hochkarätigen Solisten ist nicht oft zu hören. Alle drei Musiker verfügen über eine profunde Technik und starke Ausdruckskraft. Ihr Spiel war fein aufeinander abgestimmt und das begeisterte Publikum konnte mit anhaltendem Beifall und Bravorufen zwei Zugaben herausfordern.
Kindertrio Kropfitsch
Die Geschwister Theresa (1998), Sophie (2004) und David (1997) Kropfitsch entstammen einer Wiener Musikerfamilie. Seit frühester Kindheit sind sie in Kontakt mit den Proben, Konzerten und Studierenden ihrer VorgängerInnen. Daraus resultiert einerseits die Möglichkeit, das für sich passende Instrument zu wählen und andererseits eine fachgerechte und liebevolle erste Ausbildung.
Sie beginnen im Alter von etwa fünf Jahren mit dem Besuch von Ausbildungsinstitutionen, die sich der Höchstbegabtenförderung verpflichtet haben: Konservatorium Wien Privatuniversität und Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Theresa, Sophie und David studieren trotz ihrer Jugend aber bereits in den Klassen von Professoren des Konzertfachs: Wolfgang Watzinger (Klavier) und Anton Sorokow (Konzertmeister der Wiener Symphoniker, Violine), Georg Baich (Cello).
Sie gewinnen erste Preise beim österreichischen Wettbewerb „Prima la Musica“ (vergleichbar mit „Jugend musiziert“), sowie bei den internationalen Wettbewerben „Bela Bartok“ (Österrreich) und „Nedjalka Simeonowa“(Bulgarien).Das Triospiel ist nicht das vorrangige Ziel der drei jungen Künstler, sondern ergänzt die primär solistische Ausbildung.
Solenne Païdassi
wurde 1985 in Frankreich geboren und begann mit vier Jahren, Violine zu spielen. Sie studierte in Genf, London und Philadelphia – zurzeit ist sie in der Klasse von Krzysztof Wegrzyn in Hannover. Sie gewann im November 2010 den 1. Preis des Long-Thibaud Wettbewerbs in Paris. Sie war bei zahlreichen internationalen Wettbewerben erfolgreich, unter anderem war sie im Jahr 2007 Erste Preisträgerin beim Gdansk LOTOS Classic Prize, beim Baltic International Competition und beim Lysenko Competition in Kiew. Im selben Jahr gewann sie den Zweiten Preis der Gyeongnam Competition in Südkorea. Dritte Preisträgerin war Sie beim Sion-Valais Wettbewerb 2006. In 2009 war sie Preisträgerin beim Hannover Internationaler Wettbewerb.
Solenne Païdassi hat in vielen europäischen Städten konzertiert, sowie in Philadelphia und in der Carnegie Hall in New York. Sie tritt bei Festivals wie den Holland Music Sessions, dem Festival International des Jeunes Soliste in Antibes oder dem Festival de Musique Sacrée in Nizza auf. Außerdem ist sie Teil des Kammermusik-Ensembles «il Gioco col Suono».
Tristan Cornut
geboren 1985 in Paris, erhielt seinen ersten Cellounterricht im Alter von 5 Jahren. Er studierte am Pariser Konservatorium bei Roland Pidoux und an den Musikhochschulen Stuttgart und Freiburg bei Jean-Guihen Queyras.
Er wurde bei verschiedenen internationalen Wettbewerben ausgezeichnet, u.a. bei dem Lutoslawski-Wettbewerb, dem Domnick-Wettbewerb, dem Gaspar Cassado Wettbewerb und dem ARD-Musikwettberwerb.
Tristan trat als Solist auf u.a. mit dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Münchner Kammerorchester, dem Ensemble Resonanz, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Philharmonisches Orchester Tokyo. Seit 2012 ist er Solocellist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.
Claire Huangci
wurde 1990 in Rochester, New York geboren und erhielt dort mit sieben Jahren den ersten Klavierunterricht. Schon wenige Monate später wurde sie in den amerikanischen Medien als ein Wunderkind mit den „Fähigkeiten eines professionellen Pianisten“ gefeiert. Während ihrer Zeit als Schülerin an der Settlement Music School (1997 bis 1999) wurde Claire mit einer Reihe von Stipendien ausgezeichnet und gewann zahlreiche Wettbewerbe. Als Gewinnerin der World Piano Competition wurde sie 1999 eingeladen, bei einem Preisträgerkonzert in der Carnegie Hall aufzutreten.
2003 erhielt sie ein Vollstipendium für das Curtis Institute of Music und studierte bei Gary Graffman und Eleanor Sokoloff. In dieser Zeit begann sie, Konzerte mit zahlreichen amerikanischen Orchestern zu geben, darunter das Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch.
Nach Abschluss ihres Studiums am Curtis Institute of Music setzt Claire Huangci ihre musikalische Ausbildung momentan bei Arie Vardi und Karl-Heinz Kämmerling an der Hochschule für Musik und Theater Hannover fort. In 2007 trat sie mit Solorezitalen in München, Frankfurt, Leipzig (Gewandhaus) und Paris erstmals in Europa auf. Zudem debütierte sie mit Griegs Klavierkonzert beim China Philharmonic Orchestra in Beijing.
In der Saison 2008/2009 trat Claire als Solistin in Europa, Afrika, Asien und Amerika auf, darunter im Wiener Konzerthaus, im Mozarteum Salzburg, im Beethovenhaus Bonn und in der Carnegie Hall. Nach einem äußerst erfolgreichen Debut bei den Schwetzinger Festspielen 2009 eröffnete Claire Huangci beim Kissinger Sommer mit dem Präludium-Konzert das Festival. In die Saison 2009-10 startete die junge Pianistin mit Griegs Klavierkonzert an der Tonhalle Zürich, aufgeführt mit dem Tschaikowsky Symphony Orchestra aus Moskau unter der Leitung von Vladimir Fedosseyev.
Im März 2009 gewann Claire den ersten Preis des 12. Internationalen Klavierwettbewerbs der Chopin-Gesellschaft Hannover. Zuletzt war sie bei unserer Gesellschaft beim letztjährigen Matinéekonzert mit Picknick zu hören.
Programm
Johannes Kropfitsch | Trios für die Jugend |
Frédéric Chopin | Rondo à la Mazur F-Dur op. 5 |
Robert Schumann | Fantasiestücke op.73 (Klavier und Cello) |
Camille Saint-Saëns | Introduction et Rondo capriccioso a-Moll op. 28 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 49 |