2 | Klavierabend

François Dumont, Klavier | Aula der Tellkampfschule


Hommage à Chopin: Francois Dumont zu Gast in der Chopingesellschaft

Es muss nicht immer eine gute Idee sein, einen Konzertabend einem einzigen Komponisten zu widmen. Beim Chopinabend des französischen Pianisten Francois Dumont gab es allerdings keinen Grund daran zu zweifeln, dass dieser Musiker die richtige Programmwahl getroffen hat. 
Auf Einladung der Chopingesellschaft Hannover in Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hannover konzertierte Dumont in der Aula der Tellkampfschule und überzeugte mit einer klar strukturierten und verständlichen Interpretation einer Auswahl aus dem umfangreichen Schaffen Chopinscher Klavierwerke.

Mit dem Impromptu Ges-Dur Op. 51, Nr. 3 leitete der Künstler den Abend ein, spielte sich warm und stimmte die Zuhörer auf die dann folgende Klaviersonate Nr. 3 h-Moll, Op. 58 ein. Dieses Werk mit seiner Länge von etwa 30 Minuten ist nur wirklichen pianistischen Könnern vorbehalten. Mit seiner Fülle an thematischen Gedanken und seinem verdichteten Liniengeflecht ist es beim ersten Hören kaum zu erschließen. Dumont gelang es aber durch seine präzise und überzeugende Gestaltung des Werkes, den Hörer zu fesseln und neugierig aufhorchen zu lassen. Besonders das gesangliche 2. Thema des ersten Satzes, sowie die träumerisch wirkende Melodie des 3. Satzes mit ihrem schwebenden Begleitrhythmus, gestaltete Dumont anrührend wie ein zärtliches Nocturne. Voller Schwung und Farbigkeit bewältigte er die virtuosen Herausforderungen des 4. Satzes mit seinen Doppeloktaven und perlenden Läufen. 

Mit der Berceuse Op. 57, in der Chopin auf raffinierte Art ein Thema immer wieder variiert, zeigte Dumont seine Vielseitigkeit, indem er mit zarten Pastelltönen die Empfindsamkeit dieses lyrischen Schlafliedes auffächerte. Ebenso wie in der Barcarolle, einem Gondellied, in dem Kraft und Sanftheit sich vereinen. Eine besondere Stellung innerhalb der vier Scherzi von Chopin nimmt das dritte in cis-Moll ein. Mit seiner orchestralen Anlage und seiner ungeheuren Energie benötigt ein Pianist viel Kraft und Temperament. Dumont bewies mit großer Tonfülle und Gestaltungsfreude seinen einzigartigen Zugang zu diesem Werk. Zarter und mit ausgefeilter Dynamik ging er dann in die Interpretation des Nocturne Nr. 1, c-Moll über um danach mit der Polonaise As-Dur nochmals seine fulminante Virtuosität und seine frappierende Oktavtechnik unter Beweis zu stellen.

Die verdienten Blumen gab es erst nach dem zugegebenen Walzer Des-Dur, der als Minutenwalzer jedem Musikliebhaber bekannt ist. Das Publikum wurde noch mit zwei weiteren Werken bedacht, diesmal von dem französischen Impressionisten Claude Debussy. Sein „La plus que lente, valse“ aus dem Jahr 1910 erklang so innig und sehnsuchtsvoll, dass man sich mit ein wenig Fantasie traumverloren an der Seine tänzeln sah. Den Abschluss des sehr gelungenen Konzertes bildete die stimmungsvolle Abendmusik und Anbetung des hellen Mondlichtes, der zweite Satz „Claire de lune“ aus der „Suite Bergamasque“.

Okka Mallek
Hannover, 17.02.2014

François Dumont 

wurde 1985 in Lyon geboren und ist Preisträger vieler renommierter Wettbewerbe, wie dem Reine Elisabeth Wettbewerb in Brüssel, dem Chopin Wettbewerb in Warschau, dem Cleveland Piano Competitionin den USA, dem Clara Haskil Wettbewerb in der Schweiz und weiteren Wettbewerben in Japan, Norwegen und Monte Carlo.. 

Er begann seine Ausbildung bei Chrystel Saussac und Hervé Billaut, bevor er im Alter von 14 Jahren am Pariser Konservatorium C.N.S.M.D bei Professor Bruno Rigutto aufgenommen wurde. Meisterklassen belegte er unter anderem bei Leon Fleisher, Murray Perrahia, Dmitri Bashkirov in der „International Piano Academy Lake Como“. Des weiteren studierte er bei William Grant Naboré am Conservatoire de la Suisse Italienne in Lugano. 

François Dumont bestritt bereits zahlreiche Konzert- und Fernsehauftritte, vor allem in Frankreich, aber auch in den USA und China. 2011 war zudem mit dem Mariinsky Orchester in St. Petersburg mit dem 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky zu hören. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören prominente Musiker wie Tabea Zimmermann, Henri Demarquette und das Quartett Sine Nomine. Zu seinen CD Aufnahmen gehören die Mozart Sonaten ebenso wie Chopin und Ravel.

Programm 

Frédéric Chopin Impromptu Nr. 3 Ges-Dur op. 51
Klaviersonate Nr. 3
 h-Moll op. 58 Berceuse Des-Dur op. 57 
Barcarolle Fis-Dur op. 60
Scherzo Nr. 3 cis-Moll op. 39
Nocturne Nr. 1 c-Moll op. 48 Nr. 1 
Polonaise Nr. 6 As-Dur op. 53 („Heroische“)