5 | Open-Air Konzert

33. Open-Air Konzert im Georgengaten Herrenhausen mit Yeol Eum Son, Klavier| Theo Plath, Fagott | Sinfonieorchester Hannover mit Tobias Rokahr

Das 33. Open Air Konzert der Chopin Gesellschaft mit temperamentvollen Solisten

Der Spätsommer ließ bereits den Herbst ahnen, doch an diesem Septembersonntag bäumte sich der Himmel noch einmal zur Höchstform auf und schickte angenehme Temperaturen und Sonnenschein. Das war für das nun schon seit 35 Jahren zum Ende des Sommers stattfindende Open Air Konzert der Chopin-Gesellschaft Hannover ein großes Glück. 33 Konzerte dieses Formates fanden in den letzten 35 Jahren auf der Wilhelm-Busch-Wiese im Georgengarten statt, zweimal wurde wegen Corona zwangsläufig pausiert.

Die große Beliebtheit dieser Konzertreihe spiegelt sich in der Anzahl der Zuhörer wider. Etwa 7.000 Besucher haben es sich auf Decken und Klappstühlen so bequem wie möglich gemacht, um in legerer Form große Kunst zu genießen. Der organisatorische Aufwand ist enorm für derartige Veranstaltungen, wie die Präsidentin der Gesellschaft, Sookie Schober, in ihrer Begrüßungsrede erwähnte. Ein lockeres Gespräch zwischen ihr und einem Mitglied des Vorstandes, Dr. Sebastian Scherrer, gab zunächst einen informativen Einblick in die Arbeit der Chopin-Gesellschaft, die von großzügigen Sponsoren und vielen Helfern unterstützt wird.

Schön, dass die Musik alles Irdische, Organisatorische und vielleicht auch manche Sorgen für einen Augenblick vergessen lässt. Die sinfonische Dichtung „Mein Vaterland“ von Bedřich Smetana, in der der Komponist seiner tschechischen Heimat ein musikalisches Denkmal setzt, ist eine Musik, die schnell die Herzen berührt. Das Sinfonieorchester Hannover unter der Stabführung seines erfahrenen Dirigenten, Tobias Rokahr, spielte aus diesem Zyklus „Die Moldau“, eines der beliebtesten Werke der Programmmusik. Smetana zeichnet ein musikalisches Bild des gleichnamigen Flusses von der Quelle bis zum stetigen Fließen. Das Orchester konnte sich für die folgenden solistischen Konzerte warm spielen und das Publikum einstimmen.

Das Fagott galt lange Zeit als vernachlässigtes, etwas brummendes Orchesterinstrument, obwohl einige bemerkenswerte Solokonzerte für dieses tiefe Holzblasinstrument geschrieben wurden. Zu welch erstaunlichen Klängen das Fagott fähig ist, stellte der junge, hervorragende Fagottist Theo Plath unter Beweis. Seine Interpretation des Konzertes für Fagott und Orchester Op. 75 von Carl Maria von Weber gestaltete er mit samtweicher Tongebung, humorvoll und mit rhythmischer Prägnanz. Eine Zugabe konnte das begeisterte Publikum erobern: Ein kurzes Solostück, in dem extreme Lagenwechsel, röhrende Klänge in allen Tonlagen und mathematisch ausbalancierte rhythmische Rufe viel Staunen und Schmunzeln bewirkten. Ein etwas bizzares, sperriges Werk voller Esprit und Humor. Es gab viel verdienten Applaus für diesen sympathischen Solisten.

Wenn der große Steinway-Flügel auf die Bühne gerollt wird, ist die Erwartung und die Vorfreude groß. Es gibt eine Fülle virtuoser Klavierkonzerte der romantischen Epoche, die nicht nur bei Konzerten unter freiem Himmel die Zuhörer in Begeisterung versetzen. Die Chopin-Gesellschaft hat die koreanische Pianistin Yeol Eum Son eingeladen, in ihrer „alten Heimat“ zu konzertieren. Yeol Eum Son hat in Hannover studiert und schon mehrfach das Publikum der Chopin-Gesellschaft mit ihrer frappierenden Technik und Musikalität begeistert. Inzwischen konzertiert sie weltweit mit namhaften Orchestern und in bedeutenden Konzerthäusern. Für ihr hannoversches Publikum spielte Yeol Eum Son das Klavierkonzert Nr. 1, Es-Dur von Franz Liszt. Virtuosität, straffe Tempi und eine Klangkultur, die größte Anerkennung fordert, sind das Markenzeichen dieser fabelhaften Künstlerin. Das Orchester wurde durch die pianistische Stringenz gefordert und ließ sich durch das Temperament der Solistin inspirieren.

Mit zwei Konzertetüden von Franz Liszt (La Campanella) und Moritz Moszkowski bedankte sich die Pianistin für jubelnden Applaus.

Okka Mallek
Hannover, 03. 09. 2023


Programm

Bedřich Smetana„Die Moldau"
Carl Maria von WeberFagottkonzert F-Dur Op. 75
Franz LisztKlavierkonzert Nr.1 Es-Dur

Die Künstler


Das Sinfonieorchester

Das Sinfonieorchester Hannover (ehemals JSO) gilt seit seiner Gründung 1961 durch Prof. Barbara Koerppen und Prof. Heinz Hennig als fester Bestandteil des Hannoverschen Kulturlebens. Es hat über 80 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 40 Jahren …

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Tobias Rokahr, Dirigent

Tobias Rokahr, geboren 1972, studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Schulmusik, Germanistik, Musiktheorie und Gehörbildung sowie an der Hochschule für Musik Detmold Dirigieren bei Prof. K.-H. Bloemeke….

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Foto: Marco Borggreve

Yeol Eum Son

Die Pianistin Yeol Eum Son, Van Cliburn Preisträgerin 2009 und Silver Medal-Preisträgerin des XIV. Int. Tschaikowsky-Klavierwettbewerb 2011, Moskau (Neben der Silber-Medaille wurde die Künstlerin für die beste Aufführung eines Kammermusikkonzertes sowie für die herausragende Interpretation eines Auftragswerkes des Komponisten Rodion Shchedrin ausgezeichnet.), ist eine der talentiertesten Pianistinnen ihrer Generation.

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Foto: Marco Borggreve

Theo Plath

ist seit 2019 Solofagottist des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt und Preisträger des Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2019. 

Solistisch tritt er unter anderem mit dem Münchner Kammerorchester, dem hr-Sinfonieorchester und dem Mozarteumorchester Salzburg auf und ist in Sälen wie dem Konzerthaus Dortmund, der Elbphilharmonie in Hamburg und der Londoner Wigmore Hall zu hören.

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