7 | Klassik und Jazz

Junges Ensemble mit Klassik & Jazz | Orangerie Herrenhausen 


Junge Ensembles mit Klassik und Jazz 

In der Orangerie Herrenhausen veranstaltete die Chopin-Gesellschaft Hannover ein Konzert mit einem sehr abwechslungsreichen Programm verschiedener Stilrichtungen. Elf junge Musiker, Studenten der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, brachten u.a. Werke von Mendelssohn-Bartholdy und Skrjabin, sowie Jazzimprovisationen und Kabarett zu Gehör. Zusammengestellt und moderiert wurde das Programm von Professor Markus Becker von der Musikhochschule Hannover. 

Die Chopin-Gesellschaft Hannover, in Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Sponsor, der KPMG, beging an diesem Abend ein besonderes Jubiläum, da die Präsidentin der Gesellschaft, Frau Sookie Schober, auf eine zehnjährige erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann und für ihre Verdienste einen großen Rosenstrauß und gute Wünsche für weitere Jahre in Empfang nehmen durfte. 

Nach den herzlichen Begrüßungsworten und einer Einführung in das Programm durch Professor Becker spielte das Flex Ensemble mit Kana Sugimura, Anna Szulc Kapala, Martha Bijlsma und Endri Nini zwei Sätze aus Mendelssohns Klavierquartett op. 2, f-Moll. Dieses fabelhaft aufeinander eingespielte Team besticht durch Intensität und Spielfreude. Präzise, dynamisch und federleicht strömte das romantische und lebhafte Jugendwerk Mendelssohns in den Raum und wurde mit großem Beifall bedacht. 

Zwei Jazzeinlagen mit dem Philipp Dornbusch Quartett ließen den Hörer mitgehen auf eine Reise in die improvisierte Musik, wobei komponieren und interpretieren gleichzeitig stattfinden und vorgegebene Regeln abgewandelt, erweitert und Themen einander zugespielt werden. Auch hier traf sich mit Clara Däubner (Bass), Tim Nicklaus (Schlagzeug), Marko Djurdejevic (Piano), und Philipp Dornbusch (Saxophon) ein gut aufeinander eingespieltes Team, das im Wechsel aus energetisch-dynamischen Passagen und gefühliger Kontemplation spannende Momente zauberte. Nach kurzem Bühnenumbau dann nochmals das bereits mit hohen Auszeichnungen versehene Flex Ensemble mit den zwei letzten Sätzen des Klavierquartetts von Mendelssohn. Wiederum viel Applaus für diese hervorragenden Musiker.

Skrjabins zweisätzige 4. Klaviersonate, gespielt von dem Pianisten Johannes Nies, war ein weiterer Höhepunkt des ungewöhnlichen Konzertabends. Mit großer Klarheit gestaltete Nies dieses höchst originelle Werk mit seinen enormen technischen Herausforderungen. Der triumphale Schluss des zweiten Satzes mit der Tempobezeichnung Prestissimo volando, also lebhaft und fliegend, gelang virtuos und klangvoll und bildete einen glänzenden Übergang zur Variations op. 41 des ukrainischen Komponisten Nikolai Kapustin, der in seinen Klavierwerken Jazzelemente mit klassischen Strukturen vereint, die dadurch quasi eine auskomponierte Improvisation darstellen. Johannes Nies überzeugte als talentierter Klaviersolist in beiden Werken der russischen Meister.

Mit vier Gesangstücken unterschiedlichster Art, vorgetragen von der stimmgewaltigen Mezzosopranistin Marlene Gassner und dem Pianisten Daniel Rudolph, der hier als einfühlsamer Begleiter fungierte, endete der Abend. Von Hanns Eislers Kuppellied über Joseph Haydn, der einzige „echte“ Vertreter der klassischen Epoche an diesem Abend, bis zu William Bolcom und dem großen Humoristen und Satiriker Georg Kreisler war die Vielfalt der musikalischen Gattungen in wenigen Stunden eindrucksvoll vorgestellt. 

Ein Abend voller Gegensätze, mit einem Einblick in die Professionalität der musikalischen Arbeit eines renommierten Ausbildungsinstituts und mit Vorfreude auf weitere Konzerte der Chopin-Gesellschaft, entließ die zahlreichen Konzertbesucher in eine herbstliche Abendstimmung.

Okka Mallek
Hannover, 17.10. 2015 

Junge Ensembles mit Klassik und Jazz
Studierende der HMTMH präsentieren Werke von Haydn bis zu Chansons und Jazzstandards

Kammermusik wird seit einigen Jahren ganz groß geschrieben an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover: ein Masterstudiengang ermöglicht es jungen Trios, Quartetten, als Ensembles zu studieren und sich auf eine Karriere auf den großen Bühnen vorzubereiten. Dazu gehört mehr als ‚nur‘ die Arbeit an der Musik und der professionellen Beherrschung von Instrument oder Stimme – vermittelt wird den ‚Future Masters‘ alles, was wichtig ist, um sich im Musikleben von heute zu profilieren: vom Selbstmanagement über den Bau einer eigenen website bis zur CD-Produktion.

Auch die Frage ‚was ist ein gutes Konzertprogramm?‘ wird immer wieder diskutiert.

Das heutige Programm, das von Studierenden aus der Klassik wie aus dem Jazz gestaltet wird, ist von Kontrasten geprägt: Haydn wird mit Standards konfrontiert, und plötzlich spielen die Begriffe ‚ernst‘ oder ‚unterhaltsam‘ keine Rolle mehr.
Viel Vergnügen!